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Montag
13.05.2013

Im April hat die Wettbewerbskommission (Weko) eine Untersuchung gegen die Swisscom und ihre Tochtergesellschaft Cinetrade eröffnet. Es geht um die Frage, ob Swsscom TV bei Sportübertragungsrechten bevorzugt wird. Die Kabelnetzbetreiber wollen das Ergebnis der Untersuchung nicht abwarten und fordern von der Weko vorsorgliche Massnahmen. Der Klein Report hat am Sonntag bei Claudia Bolla-Vincenz, der Geschäftsführerin von Swisscable, nach den Beweggründen gefragt.

«Wenn man berücksichtigt, dass die Entwicklung des digitalen TV-Marktes in der Schweiz im Laufe der zwei kommenden Jahre abgeschlossen sein wird, sind es die zwei entscheidenden Jahre, um neue Kunden zu gewinnen», erklärte Bolla-Vincenz. «Wenn dies unter den heutigen Umständigen - sprich Exklusivität der Swisscom in der Verbreitung der Fussball- und Eishockeyspiele - passiert, besteht die Gefahr, dass andere Netzbertreiber, trotz hervorragender Infrastruktur, ins Hintertreffen geraten, weil der Wettbewerb mit ungleich langen Spiessen erfolgen muss.»

Soll die Weko-Untersuchung tatsächlich etwas bringen, müsse schnell gehandelt werden: «Nur mit vorsorglichen Massnahmen kann der Wettbewerb noch rechtzeitig gewährleistet werden», so die Swisscable-Geschäftsführerin. Bis zum Abschluss der laufenden Untersuchung rechnet der Verband - gemäss der Praxis und Aussagen der Weko - dagegen mit 18 Monaten.

Gefordert werde, dass die Kabelnetzbetreiber ihren Kunden die gleichen Inhalte wie die Swisscom anbieten können, und das zu nicht diskriminierenden Bedingungen. «Konkrett soll der Zuschauer unabhängig davon, welchen Verbreiter er wählt, Fussball- und Eishockeyspiele sehen können», sagte Bolla-Vincenz.

Auf die Frage des Klein Reports, inwiefern das Gesuch auch eine Reaktion auf die neuen Besitzverhältnisse bei Cinetrade sei, antwortete die Verbandsgeschäftsführerin: «Diese Entwicklung hat uns in unserer Absicht bestärkt, vorsorgliche Massnahmen zu verlangen, da die Übernahme von 75 Prozent der Anteile der Cinetrade die Position der Swisscom zementiert. Sämtliche Sportrechte werden dem Vernehmen nach nicht mehr von Teleclub vermarktet, sondern von Cinetrade.»

Und wie ist es zu erklären, dass die Untersuchungseröffnung durch die Weko bei der Swisscom und der Cinetrade nicht zu einem Einlenken geführt hat? Claudia Bolla-Vincenz: «Die Swisscom zeigt sich trotz diversen Gesprächsangeboten seitens der Kabelnetzbetreiber nicht verhandlungsbereit. Sie verweigert denn auch bis heute das Gespräch mit der Kabelnetzindustrie. Für einen staatsnahen Betrieb, der sich mit Geldern, die von der ganzen Bevölkerung generiert werden, Exklusivität für eine Minderheit einkauft, ist das schlicht inakzeptabel.»

Das Verhalten, meint die Swisscable-Vertreterin, zeuge von einer gewissen Arroganz, «die einem Betrieb, der mehrheitlich im Eigentum des Bundes steht und gegen den eine Untersuchung eröffnet wurde, nicht angemessen und deshalb auch nicht erklärbar ist».

Sportübertragungen: Kabelunternehmen fordern von der Weko Sofortmassnahmen wegen Swisscom und Cinetrade