Der Meinungsforscher Claude Longchamp zeigt gewisses Verständnis dafür, dass er derzeit in der Kritik steht. Er will die Diskussion aber von sich weg und die Stimmbeteiligung der Jugend lenken. «Ich würde es sehr begrüssen, wenn diese Diskussion auf der Sachebene weitergeführt wird», sagte er am Mittwoch gegenüber dem Klein Report.
Journalistisch könne er «absolut nachvollziehen», da er in diesen Fragen exponiert sei. «Ich stehe im Schaufenster, da gibt es hin und wieder auch Kritik», so der Meinungsforscher. «Medien personalisieren gerne, das ist wahrscheinlich spannender.»
«Inhaltlich ist das eine andere Geschichte», meinte er aber und nimmt sich selbst bei der Diskussion um die Höhe der Stimmbeteiligung der Jugend aus der Schusslinie. «Ich bin der VOX zwar seit 30 Jahren sehr verbunden, aber die Berichte verantworte ich seit 1989 nicht mehr. Die VOX-Analysen werden im Rahmen der Forschungsgemeinschaft zusammen mit den Universitäten Bern, Genf und Zürich erstellt.»
Welche Konsequenzen GfS Bern aus der Analyse der letzten Abstimmungen ziehen wird, steht aber noch nicht fest. «Wir nehmen die Kontroverse und die Kritik in diesem Punkt sehr ernst und werden diese im Rahmen der VOX-Partnerschaft sorgfältig diskutieren und wenn nötig allfällige Anpassungen an Methode und Analyse vornehmen», meinte Longchamp.
Es sei aber unbestritten, dass jüngere Mitmenschen generell weniger teilnehmen als Ältere und dass unabhängig davon das Gewicht der Älteren aufgrund der Alterung der Gesellschaft gegenüber den Jüngeren wachse, so Longchamp.
«Die Diskussion um die Stimmbeteiligung der Jungen ist ein höchst relevantes Thema, das die Gesellschaft beschäftigt. In dieser Entwicklung sind korrekte Erkenntnisse über die Stimmbeteiligung und die Entwicklung der Stimmbeteiligung sehr wichtig», sagte er. «Wer weiss, vielleicht hat ja die aktuelle Diskussion einen motivierenden Effekt auf die jungen Stimmbürger, sich vermehrt einzubringen.»