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Mittwoch
12.06.2002

Der Zerfall der Kirch-Gruppe hat Ende vergangenen Jahres begonnen. Hier die wichtigsten Etappen:

7. Dezember 2001: Die Kirch-Gruppe dementiert erste Spekulationen über eine feindliche Übernahme durch den Medienmogul Rupert Murdoch.

30. Januar: Der Axel Springer Verlag fordert für seine Beteiligung an der ProSiebenSAT.1 rund 770 Millionen Euro von der Kirch-Gruppe zurück. Kirch erklärt die Verkaufsoption für unwirksam.

4. Februar: Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer stellt öffentlich die Kreditwürdigkeit der Kirch-Gruppe in Frage.

8. Februar: Murdoch schreibt die Beteiligung auf seinen Anteil am Bezahlsender Premiere im Wert von etwa 1,6 Milliarden Euro ab und kündigt an, seine Investitionen im Herbst zurückzufordern.

11. Februar: HypoVereinsbank-Chef Albrecht Schmidt eilt Leo Kirch zur Hilfe und bietet 1,1 Milliarden Euro für die Springer-Beteiligung.

23. Februar: Leo Kirch meldet sich in der Krise erstmals selbst zu Wort und sagt in einem «Spiegel»-Interview über eine Übernahme durch Murdoch: «Dann frisst er mich eben. Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen.» Vize Dieter Hahn macht mit Spekulationen über den Schuldenstand der Kirch-Gruppe Schluss: Es seien 6,5 Milliarden Euro.

25. März: Leo Kirch ist offensichtlich zum Rückzug aus seinem Kerngeschäft bereit. Auch die Investoren rund um die Medienkonzerne von Murdoch und Silvio Berlusconi bekunden Interesse an der Kirch-Media. Die Banken stimmen grundsätzlich zu.

28. März: Bundeskanzler Gerhard Schröder meldet Bedenken gegen einen Einstieg von Berlusconi in den deutschen Medienmarkt an.

3. April: Die Verhandlungen zwischen Gläubigerbanken und Investoren stecken fest. Die Kirch-Gruppe zieht einen Insolvenzantrag für ihr Kerngeschäft in Erwägung.

8. April: Die KirchGruppe stellt Insolvenzantrag für ihr Kerngeschäft, die Kirch-Media, zu der ProSiebenSAT.1 und der Rechtehandel gehören. Leo Kirch verabschiedet sich in einem Brief von seinen Mitarbeitern.

2. Mai: Der Axel Springer Verlag leitet rechtliche Schritte gegen die Kirch-Gruppe ein, weil die insolvente Kirch-Media den Kaufpreis für die Springer-Anteile an ProSiebenSat.1 Media nicht bezahlt hat.

4. Mai: Leo Kirch zeigt den Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Rolf Breuer, wegen Verrats von Geschäftsgeheimnissen an.

8. Mai: Die Kirch-Bezahlsendersparte Kirch-PayTV stellt als zweite Säule der Kirch-Gruppe Insolvenzantrag.

13. Mai: Der britische Bezahlfernsehsender BSkyB macht von seiner Option auf den Rückverkauf seines Premiere-Anteils an die Kirch-Dachgesellschaft Taurus Gebrauch. Da Kirch die fälligen rund 1,7 Milliarden Euro nicht zahlen kann, rechnen Branchenkreise kurzfristig mit einem Insolvenzantrag der Taurus-Holding.

10. Juni: Laut Branchenkreisen verhandelt ein Konsortium um die WAZ- Gruppe über eine Übernahme der Kernstücke der insolventen Kirch-Media. Insgesamt haben sich mehr als 50 Finanzinvestoren und Medienunternehmen an einer Übernahme der Kirch-Media oder Teilen der Gesellschaft interessiert gezeigt.

12. Juni: Taurus-Holding und Kirch-Beteiligungen stellen Insolvenzantrag. Die Commerzbank bestätigt Interesse an der Kirch-Media.