Das gefälschte Interview mit Mick Jagger im «Blick» ist kein Einzelfall. Auch der «NZZ am Sonntag» und dem «SonntagsBlick» sind kürzlich gefälschte Artikel untergejubelt worden, wie die «NZZaS» in ihrer letzten Ausgabe mitteilte. Im März erschien ein Interview mit dem amerikanischen Schriftsteller und Anwalt Scott Turow über «die Todesstrafe und die Militärdoktrin der Eindämmung», das sich als Fälschung herausstellte. Der Schweizer US-Korrespondent Lorenz Wolffers habe nie mit Turow gesprochen, schreibt die «NZZaS».
Der selbe Journalist soll auch den «SoBli» und die Juristenzeitung «Plädoyer» mit Artikeln getäuscht haben. Anfang September bot Wolffers dem «SoBli» eine Übersetzung eines Essays des New Yorker Journalisten David Margolick zum zweiten Jahrestag der Attentate vom 11. September 2001 an. Es stellte sich heraus, dass er den Text selbst geschrieben hatte und Margolick nichts davon wusste. Auch für andere «SoBli»-Texte soll Wolffers Zitate aus dem Internet oder anderen Quellen verwendet und nicht mit den zitierten Personen selbst gesprochen haben. So in einem Artikel über den ehemaligen UBS-Wachmann Christoph Meili.
Im Jahr 2000 war aufgeflogen, dass der Schweizer Journalist Tom Kummer zahlreiche Interviews mit Hollywood-Stars, die unter anderem im «Magazin» des «Tages-Anzeigers» erschienen waren, frei erfunden hatte. Die bis anhin berühmteste Medienfälschung ist mittlerweile 20 Jahre alt: Im Jahr 1983 veröffentlichte das Magazin «Stern» Auszüge aus angeblichen Tagebüchern von Adolf Hitler. Der Fälscher, Konrad Kujau, war später zu einer viereinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt worden.
Mittwoch
01.10.2003