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Montag
15.08.2022

Marketing / PR

Christoph Kamber ist Präsident des Verbandes Expo Event und Managing Partner bei Redspark, Experience & Event Culture…      (Foto: zVg)

Christoph Kamber ist Präsident des Verbandes Expo Event und Managing Partner bei Redspark, Experience & Event Culture… (Foto: zVg)

Der Xaver-Award feiert am 18. August in der Halle 550 in Zürich nicht nur sein Comeback nach der Zwangspause wegen Corona. Die Preisverleihung des Verbandes Expo Event Livecom Association kann auch die 20. Ausgabe feiern.

Der Klein Report hat dem Präsidenten des Verbandes, Christoph Kamber, ein paar Fragen zur Livekommunikation und seine Verbandsarbeit gestellt.

Ein Verband dient dazu, die Anliegen seiner Mitglieder öffentlich zu machen. Was unternimmt Expo Event diesbezüglich im Rahmen der Kommunikationsbranche?

Christoph Kamber: «Der Verband Expo Event bedient sich verschiedener kommunikativer Instrumente und nutzt diese zielgerichtet, je nach Botschaft und Bedarf. Je nachdem, wo die Botschaft ankommen soll, werden die verschiedenen Inhalte gestreut. Das passiert in den klassischen Medien, ob allgemein oder fachspezifisch oder auch mittels einer Social-Media-Kampagne.»

Was hat der Verband schon früher in Sachen Lobbyarbeit auch auf dem politischen Parkett unternommen?

Kamber: «Bis zum Beginn der Corona-Pandemie waren wir nur in Ausnahmefällen wirklich politisch aktiv. In den Sinn kommt mir unser Einsatz, als es darum gegangen ist, dass der Messestandbau nicht automatisch in den Gesamtarbeitsvertrag der Schreiner aufgenommen wird.»

Wie hat sich Expo Event im Besonderen während der Corona-Pandemie in Bern für seine Mitglieder bemerkbar gemacht?

Kamber: «Wir haben uns organisiert und zusammen mit anderen Verbänden die Parlamentarier über den Sachverhalt unserer Branche informiert. Zudem wurden wir bei den federführenden Ämtern wie dem Seco oder dem BAG vorstellig und wurden in die Konsultationsverfahren eingebunden. Ebenso haben wir unser Lobbying professionalisiert, die richtigen Ansprechpartner identifiziert, und wir pflegen einen regelmässigen Austausch, sodass wir im Bedarfsfall die nötigen Informationen für die Diskussion in den Räten und in den Kommissionen aufbereiten zur Verfügung stellen können.»

Was hat dieses Lobbying rund um die Pandemie konkret an Hilfen eingebracht?

Kamber: «Als Beispiel möchte ich hier den sogenannten Schutzschirm für die Veranstaltungsbranche erwähnen. Unser Verband ist der Initiant dieses Instrumentes, welches wir in der Folge mit unseren Partnerverbänden weiterentwickelt haben. Dies war nur erfolgreich mit einem intensiven Austausch mit Parlamentariern der verschiedenen Fraktionen – ein aufwendiger Prozess, welcher viel Zeit in Anspruch genommen hat. Mitgeredet und Druck gemacht haben wir auch bei den Ausformulierungen der Verordnungen. Teilweise wurden Sachverhalte schlicht falsch interpretiert – da haben wir viele Missverständnisse ausräumen können, welche in der Folge korrigiert worden sind. Oft steckt der Teufel im Detail – eine fundierte Analyse der Verordnungen war unabdingbar!»

Die Eventbranche hat sich mit dem Fortschreiten der Pandemie als die wohl am meisten gebeutelte Branche der Kommunikationswelt dargestellt. Wie beurteilen Sie das?

Kamber: «Dem kann ich absolut zustimmen. Berücksichtigt man zusätzlich die in unserer Branche nötige Vorlauf-/Planungszeit, akzentuiert sich die Aussage nochmals. Lange hies es auch ‘First in - last out’. Das hat sich leider bewahrheitet, und wenn wir die Marktzahlen genauer ansehen, stellen wir fest, dass wir noch weit weg vom ‘courant normal’ sind.»

Gibt es zum erlittenen Schaden während der Pandemie konkrete Zahlen?

Kamber: «Wir verfolgen den Geschäftsverlauf der Branche mittels Erhebungen. In den beiden Pandemiejahren wurde der Umsatz der Branche von ursprünglich 5,56 Milliarden Franken auf 2,37 Milliarden im Jahr 2020 und 2,52 im Jahr 2021 so gut wie halbiert, und auch im laufenden Jahr werden die Zahlen noch weit von den Umsätzen der Vorpandemiejahre sein, auch wenn aktuell viel läuft.» 

Im Gastrogewerbe oder bei Fluggesellschaften klagt man darüber, dass die früheren Mitarbeiter und Spezialistinnen während der Pandemie neue Betätigungsfelder gesucht haben und jetzt fehlen. Wie präsentiert sich die Personalsituation aktuell in der Eventbranche?

Kamber: «Genau gleich, wenn nicht noch akzentuierter! Wir haben in den beiden Corona-Jahren rund jeden vierten Mitarbeiter verloren. Viele haben sich aufgrund der mangelhaften Perspektive umorientiert und die Branche verlassen. Gerade jetzt im aktuellen Nachfragehoch fehlen diese Mitarbeiter doppelt. Sogar der Markt an Hilfspersonal ist trocken wie selten. Eine sehr schwierige Situation, mit welcher wir umzugehen haben.»

Wo und wie ist es gelungen, die Ausfälle mit virtuellen Events wenigstens ein bisschen abzufedern?

Kamber: «Es gab insbesondere im Businessbereich verschiedene Veranstaltungsformate, welche sich etabliert haben und vermutlich auch in Zukunft Bestand haben dürften. Wir haben aber gelernt, dass live nicht einfach zu kompensieren ist. Zudem ist eine gut gemachte digitale Produktion oftmals nicht wie angenommen günstiger. Umsatzmässig dürften die virtuellen Veranstaltungen zwar einiges ausgemacht haben, aber hier stellt sich die Frage nach dem Gesamtvolumen während der Pandemie.»

Nachhaltigkeit ist heute das grosse Thema. Expo Event arbeitet dazu mit einem Tool «Event Sustainability Monitor». Wer hat das entwickelt?

Kamber: «Wir arbeiten, wie auch schon bei der durch uns angebotenen ISO-Zertifizierung, mit dem spezialisierten Unternehmen Schwery Cade zusammen und entwickeln die Angebote gemeinsam. Wir aus der Sicht des Marktes und Schwery Cade aus der Sicht der Nachhaltigkeitsbedürfnisse. So stellen wir sicher, dass wir nicht ein Produkt anbieten, welches nicht den Bedürfnissen entspricht.»

Was kann mit dem «Sustainability Monitor» konkret gemessen werden, und wird die Möglichkeit auch genützt?

Kamber: «Mit unserem Tool kann der genaue ‘Fussabdruck’ einer Veranstaltung gemessen werden. Zeitgleich soll ein Benchmark entstehen, sodass über die Zeit ähnliche Veranstaltungen miteinander verglichen werden können. Die einmal erfassten Daten werden gespeichert, und der Nutzer kann jederzeit wieder darauf zugreifen. Das Produkt wurde eben erst eingeführt. Nun sind wir dabei, das Angebot bekannt zu machen und zu vermarkten. Wir sind der festen Überzeugung, dass in Zukunft die Frage zur Nachhaltigkeit gestellt wird, und zwar von immer mehr Auftraggebern – wir bieten somit als Verband gerade rechtzeitig eine Lösung an.»

Welche anderen Innovationen aus der 20-jährigen Geschichte des Xaver-Awards sind zu erwähnen?

Kamber: «Der Xaver-Award ist die bedeutendste Auszeichnung in der Livekommunikation – mittlerweile schon seit mehr als 20 Jahren. Was klein gestartet ist, hat sich etabliert, und es wird um eine begehrte Trophäe gekämpft. In der ganzen Geschichte des Preises haben sich die Jury, die Kategorien, die Anzahl der Projekte immer wieder verändert und stellen sicher, dass wir am Puls der Zeit sind. Gerade bei der Jubiläumsausgabe wurde aus aktuellem Anlass der ‘Corona-Spezial-Award’ geboren, welcher die innovativsten und besten Projekte während der Pandemiezeit auszeichnen soll. Persönlich hoffe ich, dass wir diese Kategorie nur dieses eine Mal führen werden.»

Was leistet der Verband im Bereich Nachwuchsförderung?

Kamber: «Wir engagieren uns zusammen mit anderen Branchenverbänden an einer Ausbildungsinitiative ‘Go Backstage’. Hier wollen wir junge Berufseinsteiger von den Vorzügen einer Ausbildung im Veranstaltungsbereich überzeugen. Nebst der medialen Kampagne werden auch Auftritte an Berufsmessen in Erwägung gezogen. Der Kampf um guten Nachwuchs tobt nicht nur in unserer Branche.»

Wie lässt sich die Qualität der Schweizer Livecom-Branche im Vergleich zum Ausland einstufen?

Kamber: «Ich wage zu behaupten, dass wir in der Schweiz hervorragende Arbeit leisten, die sich auch problemlos mit internationalen Produktionen messen kann. Als Beispiel kann gerade die Weltausstellung in Dubai herangezogen werden. Viele Unternehmen aus der Schweiz haben dort preisgekrönte Pavillons für unterschiedliche Länder gebaut. Die Qualität ist ja auf verschiedenen Ebenen zu bewerten. Wir sind aber sowohl bei der Kreativität, dem Design als auch bei der Produktionsqualität und der Sicherheit ganz vorne mit dabei. Darauf darf die kleine Schweiz durchaus stolz sein!»

Was für Trends darf das Publikum in der Zukunft erwarten?

Kamber: «Das ist immer schwierig zu beantworten. Allgemein meine ich, dass sich insbesondere die digitale Begleitung von Veranstaltungsformaten noch stark entwickeln wird. Neue Technologien wie zum Motion Capture Systeme, welche unlängst die Band ABBA als Hologramme eindrucksvoll wiederbelebte, werden bestimmt auch eine Rolle in der Zukunft spielen. Inhaltlich und konzeptionell wird die Interaktivität mit dem Publikum eventuell ein grösseres Gewicht erhalten – aber das hängt natürlich ganz vom Format ab.»

Rund um das Werbefilmfestival Cannes spricht man von einer Inflation immer neuer Awards und Kategorien. Was ist ein zentrales Identifikationsmerkmal, das den Xaver-Award herausragend macht?

Kamber: «Ich stimme dieser Kritik teilweise zu. Unser Xaver ist nun bereits zwanzig Jahre gewachsen und wurde in einer Zeit lanciert, wo Award-Shows noch nicht so zahlreich vorhanden waren. Ziel einer Award Show ist immer, das Beste nochmals ins beste Licht zu rücken und zu ehren. Das dient auch als Ansporn für die ganze Branche, ebenfalls Bestleistungen zu liefern. Das ist auch beim Xaver-Award nicht anders. Unser Award zeichnet fokussiert die besten Liveproduktionen aus der Schweiz aus und ist für die Veranstaltungsbranche somit sehr relevant. Wer hier einen Preis gewinnt, darf zu Recht stolz auf seine Leistung sein und seinen Sieg auch nutzen für PR in eigener Sache. Zudem ist es auch beste Werbung für das Liveformat und dient somit der Branche schlechthin.»

Angenommen, die Vorteile einer Live-Communication müssten in einem Elevator-Pitch beschrieben werden, was wären die wichtigsten Punkte?

Kamber: «Die Kontaktqualität und -intensität mit dem Kunden ist am grössten. Livekommunikation ist stark erlebbar, weil problemlos alle Sinne angesprochen werden können. Somit verankert sie sich auch besser im Gedächtnis. Damit ist sie nachhaltig und eben auch langanhaltend. Der Mensch ist ein soziales Wesen, der sich mit Gleichgesinnten treffen und austauschen will. Ein Instinkt, der bleibt und mit der Livekommunikation bestens bedient werden kann. Wer es richtig anstellt, kann Kunden zu Fans entwickeln und so eine anhaltende Kundenbeziehung aufbauen. Wer will das nicht?»