Wirklich überraschend kam die Meldung nicht, dass sich die «SonntagsBlick»-Chefredaktorin Christine Maier (50) entschlossen hat, die Leitung abzugeben um sich fortan hausintern neuen Aufgaben bei Ringier TV zu widmen.
Ihre Ernennung vor zwei Jahren zur «SonntagsBlick»-Chefin war hingegen für alle in der Branche eine Überraschung. Hätte sie damals die Chefredaktion der «Schweizer Illustrierten», der «Annabelle» oder die des «Coop-Magazins» übernommen, hätte man wohlwollend genickt und ihr viel Glück gewünscht. Das hätte wunderbar gepasst.
Doch weshalb ausgerechnet der «SonntagsBlick»? Auch die «Neue Zürcher Zeitung» machte sich damals ihre Gedanken: «Die Wahl überrascht auf den ersten Blick, denn Maier verfügt über wenig Erfahrung im Printjournalismus. Von 1990 bis 1995 arbeitete sie bei der «Schweizer Illustrierten», sonst stets für einen Rundfunksender. Entsprechend ihrer langjährigen Karriere und ihren Funktionen im öffentlichen Rundfunk verfügt sie gewiss über Vermittlungskompetenz, eine politjournalistische Marke ist sie jedoch nicht.»
Und damit traf die Zeitung für einmal den Nagel auf den Kopf. Eine politjournalistische Marke war Christine Maier nie und ist es auch in den zwei Jahren an der Spitze der Sonntagszeitung aus dem Ringier-Verlag nicht geworden. Für viele war sie damals eine Fehlbesetzung und auch intern hatte Maier sichtlich Mühe sich als Chefin durchzusetzen. Das lag unter anderem auch an ihrem fehlenden fachlichen Background, aber auch an ihrem Willen und der Entschlossenheit, sich ganz und gar für die Sache einzusetzen. «Sie brannte nicht für den Sobli», so ein langjähriger Redaktor. «Sie war überhaupt nicht fassbar und offen gesagt, auch zu oft abwesend. Viele wichtige redaktionelle Entscheidungen fanden ohne sie statt. Viele auf der Redaktion hielten sie für ein gut bezahltes Phantom.»
Und darum hört man auch jetzt nach ihrem Rückzug wenig Bedauern auf den Fluren an der Zürcher Dufourstrasse. Maier hat es nicht geschafft, der Zeitung ihren Stempel aufzudrücken.
Fortan wird sich Christine Maier bei Ringier-TV ihrem Lieblingsthema dem Bewegtbild widmen können. Nur gut, dass ihr Ringier-CEO Marc Walder da eine goldene Brücke gebaut hat. Eine Rückkehr zum Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) wäre aufgrund der Sparmassnahmen eher unwahrscheinlich gewesen. Denn ein (Ringier)-Salär von knapp 300 000 Franken als Moderatorin/Redaktionsleiterin hätte den Rahmen beim Staatsfernsehen gesprengt.
Für die Journalistin ist das «SonntagsBlick»-Abenteuer im Mai zu Ende, dann übernimmt ihr Stellvertreter Philippe Pfister. Und sie hat endlich wieder etwas mehr Zeit für ihr Privatleben. Statt samstags bis tief in alle Nacht rein die richtigen Schlagzeilen für die Geschichten zu finden, geniesst sie an der Seite ihres Partners Philippe Gaydoul das Leben. Und kauft noch mehr Schuhe oder fliegt spontan für ein Wochenende nach New York.