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Montag
02.02.2015

Medien / Publizistik

Alibaba-Hauptsitz in Hangzhou (China)

Alibaba-Hauptsitz in Hangzhou (China)

Der chinesische Onlinehändler Alibaba hat die Nase voll, wenn es um die staatliche Einmischung in die eigene Geschäftspolitik geht. Für China durchaus ungewöhnlich, liefert sich das Unternehmen ein ausgiebiges öffentliches Wortgefecht mit der Aufsichtsbehörde State Administration for Industry and Commerce (SAIC). Diese wirft Alibaba seit einiger Zeit vor, zu wenig gegen den Handel mit gefälschten Waren zu unternehmen. Alibaba kritisiert seinerseits die SAIC als «befangen» und «falsch».

«Den illegalen Geschäftsaktivitäten auf den Webseiten der Alibaba Group wurde lange Zeit zu wenig Beachtung geschenkt. Das Unternehmen hat es nicht geschafft, effektive Massnahmen zu ergreifen, um sich dieses Problems anzunehmen», zitiert «BBC News» aus einem kürzlich veröffentlichten SAIC-Bericht. Die Firma habe diesen «Abszess» stattdessen ungehindert wachsen und zu einer Gefahr werden lassen - und das, obwohl man eigentlich schon früher versprochen hatte, sich der Sache anzunehmen. «Das ist nicht nur die grösste Integritätskrise, die das Unternehmen seit seiner Gründung erlebt, sondern schadet auch anderen Internetkonzernen, die legal operieren», betont die SAIC.

Während die Behörde sogar so weit geht, Alibaba-Angestellten die Annahme von Schmiergeldern zu unterstellen, kontert der Onlinehändler mit einem offenen Brief auf der Micro-Blogging-Seite Weibo. «Treffen Sie keine unfairen Aussagen, Direktor Liu Hongliang. Sie haben damit eine klare Grenze überschritten», lautet der Titel eines Postings, das sich direkt an den SAIC-Chef richtet. Darin wird dem Boss «professionelles Fehlverhalten» vorgeworfen. «Wir haben nichts gegen eine gerechte Kontrolle. Mit Ihren einseitigen Beschlüssen auf Basis falscher Erhebungsmethoden haben Sie dem chinesischen Internetgeschäft aber einen schwerwiegenden und irreparablen Schaden zugefügt», so die Meldung.

Dass der Kontrollwahn der chinesischen Regierung gerade in den Reihen der Internetkonzerne zunehmend auf Gegenwehr stösst, hat bereits ein Zensurvorstoss im November 2014 gezeigt. Damals hatte die Medienaufsichtsbehörde State Administration of Press, Publication, Radio, Film and Television of the People`s Republic of China mit dem Plan, ausländische Filme und TV-Serien erst nach gründlicher Kontrolle freigeben zu wollen, für heftige Proteste bei den betroffenen Portalbetreibern geführt. So klare Worte wie im aktuellen Streit sind aber für chinesische Verhältnisse höchst unüblich.