Karsten Witzmann (51), seit August 2010 Chefredaktor des «Sonntagsblicks», verlässt Ringier per Ende November «auf eigenen Wunsch», um sich neu zu orientieren, wie das Medienunternehmen am Dienstagvormittag mitteilte. Interimistischer Chefredaktor der Sonntagszeitung wird Rolf Cavalli (44), Chefredaktor von «Blick Online» und Leiter der digitalen Kanäle der «Blick»-Gruppe. Vor seinem Wechsel zu Ringier im Februar 2010 ist Witzmann bei der deutschen «Bild»-Zeitung als stellvertretender Chefredaktor tätig gewesen.
«Karsten Witzmann möchte sich nach langen, harten und entbehrungsreichen Jahren im Boulevardjournalismus einer neuen Aufgabe widmen. Er trug sich schon länger mit dem Gedanken und hat dieses Vorhaben nun wahrgemacht», erklärte Ringier-Kommunikationschef Edi Estermann am Dienstag auf Nachfrage des Klein Reports.
Auf die Frage, inwiefern der Abgang von Chefredaktor Witzmann mit der allgemeinen Entwicklung des «Sonntagsblicks» zusammenhängt, meinte Estermann: «Der Sonntag ist in der Schweiz ein hart umkämpfter Exklusiv-Geschichten-Markt mit aktuell sieben Sonntagszeitungen.» Auch seien Printauflagen generell unter Druck. «Dieses schwierige Umfeld und die allgemeinen Entwicklungen an Karsten Witzmann festzumachen, wäre falsch», so der Mediensprecher.
Laut den neusten Zahlen der Wemf hat der «Sonntagsblick» 2012 gegenüber dem Vorjahr 27 000 Leser verloren. Wie erklärt sich Ringier diesen Leserverlust? Mit einer Leserschaft von 805 000 Personen sei der «Sonntagsblick» weiterhin die meistgelesene Sonntagszeitung, erklärte Estermann. Auch sei die Reichweite sämtlicher «Blick»-Titel noch nie so gross gewesen wie heute. Dies würde durch die blossen Auflagenzahlen nicht abgebildet.
Zu möglichen publizistischen Veränderungen nach dem Chefwechsel beim «Sonntagsblick» konnte Estermann gegenüber dem Klein Report «noch keine Angaben machen». Auf die Frage, ob der von der deutschen «Bild»-Zeitung gepflegte, aggressive Boulevardjournalismus in der Schweiz funktionieren kann, sagte Estermann: «Karsten Witzmann ist ein sehr guter Blattmacher und hat es durchaus verstanden, seine Tätigkeit den Schweizer Verhältnissen anzupassen.»
Eine Neubesetzung der «Blick»-Chefredaktion, die mit Ralph Grosse-Bley ebenfalls von einem ehemaligen «Bild»-Journalisten geleitet wird, sei «kein Thema», so Edi Estermann gegenüber dem Klein Report.