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Donnerstag
07.01.2016

Medien / Publizistik

Gott als Terrorist: So titelte das französische Satiremagazin «Charlie Hebdo» am Mittwoch in seiner Gedenkausgabe ein Jahr nach dem islamistischen Attentat auf die Pariser Redaktion am 7. Januar 2015.

«Ein Jahr danach - der Mörder ist immer noch auf freiem Fuss» ist das provokante Titelbild überschrieben. Es zeigt einen bärtigen alten Mann mit göttlichen Insignien und dem allsehenden Auge über dem Haupt.

Aber Achtung, der Mann ist bewaffnet, sein Gewand blutbefleckt, sein Blick fanatisch. Kurz, er ist Täter. Und er ist nicht der Gott Mohammeds, sondern jener der Christen, als das ihn das Dreifaltigkeitssymbol über seinem Haupt verrät.

Inhaltlich sei die Sonderausgabe ein «offensives journalistisches Statement», das mit «jeder Form religiösem Totalitarismus» hart ins Gericht gehe, kommentiert Spiegel Online. Riss alias Laurent Sourisseau, heutiger Zeitungschef und Zeichner des Titelbildes, argumentiert im Leitartikel für eine strikte Trennung von Religion und Staat und pfeffert gegen die «vom Koran verblödeten Fanatiker» mit gleicher Schärfe wie gegen Vertreter anderer Religionen.

Die Sonderausgabe zählt 32 statt der sonst üblichen 16 Seiten und erschien in einer Auflage von einer Million Exemplaren. Das «schreckliche Paradox» des Anschlages vom 7. Januar 2015 sei, dass durch den Anschlag nicht nur die Redaktion dezimiert worden sei, sondern dass das Heft seither viermal mehr Leser erreiche, schreibt «Le Monde» am Mittwoch. Inzwischen sind es 180 000 Abonnenten und 90 000 Einzelverkäufe am Kiosk.

In der Sonderausgabe wurden auch Arbeiten der vor einem Jahr getöteten Zeichner Stéphane Charbonnier (Charb), Jean Cabut (Cabu), Bernard Verlhac (Tignous), Philippe Honoré und Georges Wolinski veröffentlicht. Bei dem Attentat und an den Folgetagen wurden insgesamt 17 Menschen getötet.