Im Ländle ist es zu einem schnellen Wechsel an der Spitze der Redaktion gekommen: Der Chefredaktor der Tageszeitung «Vaterland» und gleichzeitig auch publizistischer Leiter des Vaduzer Medenhauses, Reto Furter, hat sich nach wenigen Wochen wieder verabschiedet.
Der Klein Report hat bei Daniel Bargetze, CEO der Vaduzer Medienhaus AG nachgefragt, was schief gelaufen ist.
In eigener Sache schreibt der Verlag, die Vaduzer Medienhaus AG trennt künftig die Aufgaben der publizistischen Leitung von der Funktion des Chefredaktors des «Liechtensteiner Vaterland». Was hat nicht geklappt, das in einer Person zu vereinen?
Daniel Bargetze: «Das Vaduzer Medienhaus besteht nicht nur aus dem Flaggschiff, der Tageszeitung ‚Liechtensteiner Vaterland‘: Wir sind ein breit diversifiziertes Medienunternehmen mit vielen Produkten, Brands und Kanälen wie bspw. unserer Sonntagszeitung ‚Liewo‘, unserer Wirtschaftszeitung ‚Wirtschaft regional‘ oder unseren Magazinen wie dem ‚KuL‘. Zuletzt kam unser KI-Radio ‚Vaterland‘ hinzu. Das machte es zunehmend schwierig, die operativen und strategischen Aufgaben in einer Rolle zu vereinen.»
Der bisherige Chefredaktor und publizistische Leiter, Reto Furter (54), hat nach nur 3 Monaten das Handtuch geschmissen.
Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür?
Daniel Bargetze: «Es gab unterschiedliche Erwartungen an die Umsetzung der vereinten Rolle ‚Leiter Publizistik / Chefredaktor Vaterland‘.»
Was sagen Sie zur Kritik, dass dieser Versuch doch eher desaströs endete?
Bargetze: «Wer behauptet das? Ich danke Reto Furter für seinen Einsatz fürs Medienhaus, der ja schon vor dem offiziellen Amtsantritt begann, nämlich im März 2025. Er hat viel Erfahrung eingebracht, rasch einige Impulse gesetzt und sich gut in die Liechtensteinischen Eigen- und Begebenheiten eingearbeitet. Ein Desaster ist, wenn man nichts tut. Wir haben gemeinsam etwas versucht, es hat nicht geklappt.»
Welche Vorteile sehen Sie im Modell, die Position zu teilen?
Bargetze: «Wie gesagt, wir geben eine Vielzahl an Medienprodukten heraus und es kommen neue digitale im Bereich Audio und TV hinzu. Es ist daher wichtig, dass wir eine klare Aufgabenteilung haben und die Produktverantwortlichen sich auf das Tagesgeschäft konzentrieren können. Zusätzlich brauchen wir eine Dirigentin, die das gesamte Orchester im Blick hat, übergeordnete Transformationsprojekte vorantreibt und neue publizistische Akzente setzt. Wir sind froh, dass wir mit Alexandra Fitz eine erfahrene Journalistin dafür gewinnen konnten – die nicht nur über Strategien brütet, sondern ebenso gerne an der Front arbeitet. Ich sehe es auch als Chance, unsere interne Vielfalt voranzutreiben und die publizistische Eigenständigkeit unserer unterschiedlichen Titel zu stärken – gerade im Hinblick auf die schwindende Medienvielfalt in Liechtenstein.»
Der aktuelle Chefredaktor der Tageszeitung «Vaterland», Gary Kaufmann, ist 31 Jahre alt und leitet nun eine Redaktion von über 30 Journalistinnen und Journalisten. Wie unterstützen Sie den jungen Journalisten in seiner Arbeit?
Daniel Bargetze: «Zunächst: Gary Kaufmann leitet nicht die gesamte Medienhaus-Redaktion, sondern verantwortet unser wichtigstes Produkt ‚Vaterland‘ und dessen Redaktionsteam. Er war bisher schon Mitglied der Chefredaktion, hat Führungsaufgaben übernommen und weiss genau, was auf ihn zukommt. Die publizistische Gesamtverantwortung liegt bei Alexandra Fitz und selbstverständlich unterstützt sie Gary Kaufmann und unsere weiteren Chefredaktoren. Das Alter ist irrelevant. Mir wurde die Verantwortung als Geschäftsführer mit 32 Jahren übertragen, will heissen: Das Medienhaus hat schon immer jungen, aufstrebenden Kräften eine Perspektive eröffnet. Als einziges Qualitätsmedium des Landes sehen wir uns auch in der Pflicht, Nachwuchskräfte aus Liechtenstein aufzubauen und zu fördern.»
Was würden Sie rückblickend bezüglich Transformation heute anders machen?
Bargetze: «Die Rollen ‚Chefredaktor Vaterland‘ und ‚Publizistische Leitung‘ früher trennen. So machen es ja viele vergleichbare und grössere Medienunternehmen.»




