Prüderie im Land der unbegrenzten Möglichkeiten: Die Grammy-Verleihung wird nach dem Wirbel um Janet Jackson und Justin Timberlake nun so verzögert ausgestrahlt, dass sich allfällige sprachliche oder visuelle Obszönitäten rechtzeitig ausblenden lassen. Das kündigte der Sender CBS am Dienstagabend an. Demnach wird bei CBS derzeit noch erwogen, welche Zeitspanne erforderlich ist, um anstössige Szenen oder Worte herausschneiden zu können. Jackson und Timberlake hatten in der Halbzeit des Super-Bowl-Spiels am Sonntag ein Duett vorgetragen, in dessen Verlauf der Popsänger plötzlich das schwarze Leder-Bustier seiner Partnerin aufriss und ihre mit einem Metallstern verzierte Brust entblösste.
CBS zufolge dürfen die beiden Musikstars trotz der Aufregung um ihren Auftritt beim Super Bowl an der Grammy-Zeremonie teilnehmen. Das gab Ron Roecker, ein Sprecher der Grammy verleihenden Musikakademie in Los Angeles, jetzt bekannt. Die «New York Post» hatte zuvor berichtet, dass die Sänger wegen ihrer «schockierenden» Darbietung vor 89 Millionen Super-Bowl-Fernsehzuschauern von der Grammy-Zeremonie ausgeschlossen würden. «Es bleibt dabei, dass Janet (einen Preis) präsentiert und Justin auftritt», sagte Roecker.
Derweil untersuchen die Medienaufsichtsbehörde FCC und CBS unabhängig voneinander, wie es zu der Szene kommen konnte. Die Sängerin hatte die Show-Produzenten vom Musiksender MTV eigenen Angaben zufolge nicht eingeweiht, sondern den Akt nach der letzten Probe eigenmächtig beschlossen. Die «New York Post» spekulierte am Dienstagabend (Ortszeit) in ihrer Online-Ausgabe, dass das Medienunternehmen AOL nach dem Vorfall Millionenforderungen stellen könnte. Es hatte 10 Mio. Dollar in die vom Musiksender MTV produzierte Halbzeitshow investiert, um diese anschliessend im Internet anbieten zu können. Durch den Akt von Jackson sei jedoch die gesamte Aufzeichnung unbrauchbar geworden, zitierte die Zeitung einen Sprecher des Unternehmens.
Mittwoch
04.02.2004