Zwei Jahre nach dem Mord an der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia zeichnet ein neuer Bericht die «systematischen Versäumnisse» in den Ermittlungen nach. Bis heute ist für den Mord niemand zur Rechenschaft gezogen worden, während posthum Verleumdungsprozesse gegen die Ermordete geführt werden.
Der knapp fünfzigseitige Bericht «Aufgeschobene Gerechtigkeit» dokumentiert en Detail die Versäumnisse der maltesischen Behörden und die Ungereimtheiten in den Mordermittlungen sowie die Bedrohungen gegen Caruana Galizia vor ihrem Tod, die ungestraft geblieben sind.
Die maltesische Regierung hatte am 20. September auf Druck des Europarates angekündigt, eine öffentliche Untersuchung des Falls anzuordnen. Die Familie der Journalistin zweifelt an der Unabhängigkeit der bestellten Untersuchungskommission.
Während die Aufklärung des Mordes bisher verschleppt wurde, gehen die Verleumdungsprozessen gegen die ermordete Journalistin weiter. Nur zwei Tage vor dem zweiten Jahrestag des Mordes an Caruana Galizia fand in Malta eine Anhörung statt; in dem Prozess klagen Premier Muscat, sein Stabschef Keith Schembri und der ehemalige Vizechef der maltesischen Zentralbank Alfred Mifsud wegen angeblicher Verleumdung gegen die Journalistin.
Das Fazit des englischsprachigen Berichts jedenfalls ist eindeutig: Er spricht von einem «Verfall der Pressefreiheit» in Malta. Hinter dem Bericht stehen Reporter ohne Grenzen (ROG), die maltesische Webseite «The Shift News» und die Stiftung Justice for Journalists.
Daphne Caruana Galizia war am 16. Oktober 2017 durch eine Autobombe ermordet worden.