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Donnerstag
25.10.2012

Die Empörung war gewaltig, als das Onlineportal news.ch kurz nach dem Unfall eines belgischen Cars bei Siders einen bissigen Kommentar von Regula Stämpfli veröffentlichte, in dem die Politologin auf mögliche Zusammenhänge zwischen dem Unglück und politischen sowie strukturellen Verhältnissen aufmerksam machte. Zu einem nüchternen Schluss kommt der Presserat, der die Beschwerden gegen die Kolumne abgewiesen hat und betont, dass die massive Kritik an Stämpfli unverhältnismässig gewesen sei.

So hatte sich nach der Veröffentlichung etwa eine Facebook-Gruppe namens «Anti Dr. Regula Stämpfli» formiert, die nach wie vor aktiv ist und immerhin 373 Mitglieder zählt. Die absurde Forderung der Empörten: Stämpfli sei wegen ihrer Aussagen die «Akkreditierung als Journalistin» zu entziehen. Und der öffentlich-rechtliche Rundfunk Belgiens meinte in einem Onlineartikel: «Einen tragischen Unfall dafür zu benutzen, all seinen Hass auf ein Land abzuladen, ist schändlich, grotesk und unmoralisch.»

Der Presserat, bei dem wegen der Kolumne zahlreiche Beschwerden wegen Diskriminerung und Verletzung der Wahrheitspflicht eingegangen waren, meinte in seiner am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme: «Den Beschwerdeführern ist zwar zuzugestehen, dass es nicht von besonderem Fingerspitzengefühl zeugt, die Frage nach den (politisch) Verantwortlichen zu stellen, noch bevor der erste Schock und die Trauer verarbeitet sowie die Unfallursachen geklärt sind.» Diese vertretbare Kritik am Zeitpunkt der Publikation stehe allerdings in keinem Verhältnis «zu den zum Teil unhaltbaren Reaktionen und Repressalien, mit denen Regula Stämpfli nach der Publikation des Textes eingedeckt wurde».

Wie hatte der Klein Report die Geschichte bereits im März kommentiert: «Die erbosten Reaktionen sind zum Teil auf die Polemik zurückzuführen, man ist aber auch versucht, der Leserschaft zu unterstellen, ihrem Ärger Luft gelassen zu haben, ehe diese den Artikel fertig gelesen hatte.»