Die Schweizer Agenturen haben bei den diesjährigen Cannes Lions sechs Löwen ergattert. Die Gewinner der Auszeichnung sind mit dem Abschneiden ihrer Agentur zufrieden, doch der eine oder andere erwartet mehr von den Kreativen hierzulande.
«Meine Zufriedenheit hat sich in pures Glück verwandelt», so Dennis Lück, der Kreativdirektor von FCB Zürich, gegenüber dem Klein Report. «Wenn ich zurückkomme, werde ich jeden Mitarbeiter einzeln knutschen. Ein Drittel aller Schweizer Löwen gehört uns. Selbst wenn sich daran noch was ändert, ich bin mega-glücklich und einfach nur stolz auf mein Team.»
Auch bei Publicis ist man «sehr stolz» auf die eigene Kampagne für L`Oreal, die zweimal mit Bronze ausgezeichnet wurde, wie Muriel Laporta Asté, Senior Brand Director bei Publicis, gegenüber dem Klein Report sagte.
Mehr als zufrieden ist man bei Jung von Matt/Limmat, die sich mit einer Kampagne für Pro Infirmis durchsetzte. «Mit einem Silber-Löwen und vier Shortlist-Platzierungen haben wir unser Ziel übertroffen», meinte der Kreativdirektor Alexander Jaggy zum Klein Report. «Es ist eine schöne Bestätigung für den Auftraggeber Pro Infirmis und für unser Team.»
Es habe zahlreiche Hindernisse gegeben, die für die Kampagne hätten überwunden werden müssen. «Das Organisieren der Protagonisten, die Verhandlungen mit den Boutiquen an der Bahnhofstrasse, das Herstellen der Schaufensterpuppen, die internationale Medienarbeit und ein Filmdreh, der sich über mehrere Wochen erstreckte», zählt Jaggy auf.
Dass die Kampagne bei der Jury ankam, führt er auf die virale Verbreitung und den Inhalt zurück. «Der Clip ging um die Welt, viele Juroren konnten sich schon im Vorfeld der Jurierung eine Meinung dazu bilden», so der Kreativdirektor von Jung von Matt/Limmat. «Weiter hat die Arbeit eine wichtige Ingredienz, die in Cannes bekanntermassen gut zieht: Sie versucht der Gesellschaft einen Denkanstoss zu geben. Die Aktion `Wer ist schon perfekt?` lässt uns über Idealbilder nachdenken.»
Bei FCB Zürich hält man die «klaren und präzisen Ideen» der Gewinnerkampagnen für den Grund, dass man sich gegen die Konkurrenz durchsetzen konnte. «Das war bei etwa 2500 Case Studies nicht der Fall. Das war sicher ein Faktor», meinte Dennis Lück.
Die Arbeit für MTV Mobile habe «mit seiner Neuartigkeit» überzeugt, da ein Telekommunikationsanbieter für einmal nicht nur Handys und Abos verkauft, sondern selbst einen Messaging Service entwickelt habe.
Bei der Kampagne für das Swiss Youth Orchestra habe Lück dagegen hinterher erfahren, dass die Jurymitglieder diskutiert hätten, welche T-Shirts sie selbst gerne hätten. «Und genau das war der Beweis, dass diese Promotion perfekt funktioniert», so der Kreativdirektor.
Für die Schweizer Agenturen sehen Lück und Jaggy bei den nächsten Cannes Lions noch Luft nach oben. Während Jaggy der Ansicht ist, dass die Agenturen mit dem Gewinn von sechs Löwen «einigermassen auf Kurs» sind, hofft Lück beim nächsten Mal auf mehr Auszeichnungen.
«Einerseits freue ich mich für und mit den Gewinnern», meinte er. «Anderseits bin ich der Meinung, dass wir so viel gute Talente in diesem Land haben, dass wir mehr erreichen sollten.» Nächstes Jahr gewinne die Schweizer Kreativszene Löwen im zweistelligen Bereich, hofft Lück. «Ich fang schon mal an mit dem Grübeln, wie wir das schaffen.»