Das Verlagshaus Cambridge University Press hat auf Ersuchen der chinesischen Regierung 315 «politisch heikle Artikel» aus dem eigenen Journal «The China Quarterly» gelöscht. Am Montag ruderten die Briten nun zurück und stellten das zensierte Material wieder online – ohne dabei mit den Sittenrichtern der kommunistischen Partei zu rechnen.
Auf Weibo, dem chinesischen Pendant zu Twitter, informierte das Verlagshaus über die wieder vorhandenen Artikel im «The China Quarterly» und teilte auf Mandarin mit: «Akademische Freiheit ist das übergeordnete Prinzip, auf welchem die Cambridge Universität gegründet ist».
Aber nur kurze Zeit später schlug der lange Arm der kommunistischen Führung aus Peking nochmals zu: Wie «The Guardian» am Dienstag berichtete, sei das Statement auf Weibo nur knappe zwölf Stunden online gewesen, bevor es «dem Anschein nach von chinesischen Zensoren gelöscht wurde». Die Artikel bleiben hingegen online verfügbar und können nach wie vor heruntergeladen werden.
Nichtsdestotrotz sei «irreversibler Schaden» durch die Blockierung der Artikel am Ruf von Cambridge entstanden, kommentierte der an der gleichnamigen Universität tätige Politologe Andrew Nathan auf der Webseite «China File». In der Tat sorgte die Entfernung der Artikel auf dem chinesischen Internet-Portal der Cambridge-Publikation «The China Quarterly» für Aufsehen und Empörung in der akademischen Gemeinschaft.
Internationaler Protest und eine Online-Petition auf Change.org veranlassten die Führung von Cambridge University Press dazu, das gelöschte Material wieder verfügbar zu machen, wie der britische «Guardian» am Montag schrieb. Die auf Chinas Anfrage blockierten Artikel beinhalten «Themen wie das Tiananmen-Massaker 1989 oder die Kulturrevolution» Mao Zedongs und wurden im Zuge der Neuaufschaltung «kostenlos zur Verfügung gestellt», so die Tageszeitung weiter.