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Montag
17.11.2003

Die Aktion zur finanziellen Rettung der Cablecom wurde letzte Woche beendet, jetzt schaltet der Kabelnetzbetreiber einen Gang höher: Im nächsten Jahr sollen im Internet-Bereich 70 000 Kunden hinzugewonnen und 150 Mio. Fr. investiert werden. Mit der Refinanzierung kann Cablecom nun wieder sowohl Investitionen wie Schuldzinsen (für noch 1,7 Mrd. Fr. Schulden) aus dem eigenen Geldfluss finanzieren. Die neuen Eigner - die Mehrheit an Cablecom hält ein Investmentkonsortium, darunter Multimilliardär und Börsenjongleur George Soros - hätten der Refinanzierung nur auf Grund des Businessplans zugestimmt, sagte Cablecom-Chef Rudolf Fischer am Montag an einer Medienkonferenz in Zürich. Und der Businessplan ist ambitioniert: Als «Marktführer und Marktmacher» will Fischer die Cablecom in Sachen Internet in den nächsten Jahren positionieren. In den Hochgeschwindigkeits-Zugang ins Internet soll auch der grösste Teil der Investitionen von 150 Mio. Fr. fliessen. Der Internet-Bereich arbeite bereits jetzt profitabel, sagte Fischer: «Wir haben eine eigene letzte Meile.» Daher sei Cablecom nicht auf andere Anbieter angewiesen, was zu tieferen Kosten führe.

Momentan benützen 190 000 Haushalte das Internet-Angebot von Cablecom - 54 000 mehr als Anfang 2003. Im kommenden Jahr soll die Kundschaft um 70 000 auf 260 000 Haushalte erhöht werden. Konkurrent Swisscom/Bluewin wies Ende Juni 340 000 Kunden aus, welche Breitband-Anschlüsse (ADSL) fürs Internet haben. Cablecom kann sich auf die 1,5 Millionen Haushalte abstützen, welche das Unternehmen in seinem angestammten Geschäft im TV-Kabelnetz erreicht. Internet-tauglich - also die eigentliche Zielkundschaft - seien davon 1,1 Millionen Anschlüsse, so Fischer. Von diesen Haushalten können 700 000 via Kabel ohne weitere Vorkehrungen ins Internet, während bei den übrigen 400 000 noch ein Servicetechniker ins Haus kommen muss.

Der Anteil von Cablecom am Gesamtmarkt liege bei 25 Prozent. Als Konkurrenten bezeichnet Cablecom Swisscom/Bluewin, Sunrise und Tele2. Insgesamt gebe es in der Schweiz momentan 600 000 Breitband-Kunden. Die Schweiz liege bei den Internet-Bandbreiten im Vergleich mit anderen Industrieländern im unteren Mittelfeld, bei der Verbreitung im oberen Mittelfeld. Am Montag lancierte Cablecom neue Angebote, bei denen die Downloadgeschwindigkeit bis auf 3000 Kilobit pro Sekunde gesteigert wurde.

Was das Telefonieren über Kabelanschluss anbelange, sei man allerdings im Februar dieses Jahres zu euphorisch gewesen, gestand Fischer ein. Gegen 15 000 Kunden hat Cablecom hier, aber die Telefonie ist immer noch in der Anfangsphase. Der Ausbau des Netzes brauche Zeit. «Die Hausaufgaben kennen wir», so Fischer. Auch im Internet-Bereich sei noch Handlungsbedarf vorhanden. Kürzere Wartezeiten beim telefonischen Kundenservice und schnelleres Aufschalten aufs Internet versprach er für 2004. Siehe auch. Cablecom schliesst finanzielle Restrukturierung ab