Spätestens seit dem jüngsten Entscheid von Facebook, per Ende Januar neue Privacy Policies auch in Europa einzuführen, gelangt der Datenschutz zunehmend auf die politische Agenda. So gerät der Schutz der Privatsphäre immer mehr in Konflikt mit ökonomischen Interessen wie einer massgeschneiderten Zielgruppenansprache etwa in der Werbung.
Gemäss einer aktuellen Studie des Pew Research Centers sehen immer mehr Befragte eine weitere Erodierung der Privatsphäre parallel zur zunehmenden Preisgabe von privaten Informationen. «Seit 2012 wird das EU-Datenschutzpaket verhandelt, es beinhaltet bei Verstössen saftige Bussen von bis zu fünf Prozent des Unternehmensumsatzes oder 100 Millionen Euro», meint etwa der Datenschutzexperte Andreas Krisch. «Solche Summen werden die Unternehmen zwingen, dem Thema Datenschutz mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Und da die EU ein grosser Markt ist, wird ihre Gesetzgebung auch Unternehmen in Drittstaaten beeinflussen.»
Laut Lee Rainie, Koautor der Studie und Direktor der Sparte Internet, Wissenschaft und Technologie des Pew Research Centers, ist sich ein Grossteil der Fachleute einig, dass alle, die das Internet nutzen, in einer unvorhergesehenen Art allgegenwärtiger Überwachung leben. Mittels Onlineinterviews wurden weltweit Experten befragt und 2500 Antworten ausgewertet.
Nur ein Teil der Befragten sieht die Möglichkeit, dass sich wegen der Beschneidungen der Privatsphäre im digitalen Zeitalter ein neues Modell des Schutzes von Privatsphäre entwickelt. Eine Mehrheit hält genau das für sehr unwahrscheinlich, unter anderem weil Unternehmen kaum Anreize hätten, den Status quo wieder aufzugeben. «Persönliche Daten sind der Rohstoff der Wissensgesellschaft», zitiert die Studie etwa Leah Lievrouw von der University of California.
Das Sammeln von Daten sei das Herzstück der Unternehmensmodelle der erfolgreichsten Technologieunternehmen, wird aber immer häufiger auch in anderen Branchen praktiziert.