Es rumort gerade mächtig bei Hubert Burda Media in München. Grund dafür sind die Pläne der Unternehmensleitung, die «Bunte»-Grafik künftig extern auszulagern. Deshalb werden 14 Mitarbeitende am 1. Mai ihre Arbeit verlieren.
Unter anderem auch Mitarbeiterinnen in Elternzeit, was bei der «Bunte»-Redaktion vor allem auf Unverständnis stösst.
Timing ist alles, auch bei der «Bunten»: Und so fragt sich diese Tage manch einer, was wohl die Teppichetage im Hause Hubert Burda Media dazu bewogen hat, ausgerechnet zum 1. Mai die «Bunte»-Grafikabteilung freizustellen? Denn am 6. Mai findet das wohl grösste Medien-Ereignis des Jahrzehnts statt. Die Krönung von König Charles III in London.
Langjährige «Bunte»-Leser und Leserinnen warten schon jetzt auf das Sonderheft und die umfassende Berichterstattung rund um das royale Highlight. Viel Arbeit vor allem für die «Bunte»-Redaktion, aber auch für die Grafik.
Und anstatt auf bewährte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen inhouse zu bauen, die auch noch kurz vor Druckbeginn souverän und engagiert Seiten und Bilder austauschen können, plant «Bunte», die Arbeit der Art Direction extern zu geben. Damit ist das Chaos vorprogrammiert.
«Gerade beim Datum schütteln viele ungläubig den Kopf», sagt ein Redaktor gegenüber dem Klein Report. «Denn der 6. Mai ist bei uns ein Grosskampftag. Dann ist die ganze Belegschaft gefragt. Man muss sich hundertprozentig aufeinander verlassen können», so der Journalist weiter. «Und es sind die kurzen Wege, die in solchen Ausnahmesituationen Gold wert sind. Das hat sich in der Vergangenheit immer wieder bewährt.»
Das sehen die Verantwortlichen bei Hubert Burda Media anscheinend anders. Sie halten an ihren Plänen fest, 14 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen per 1. Mai freizustellen. Besonders pikant ist die Tatsache, wie die «Süddeutsche Zeitung» schreibt, dass darunter auch zwei Frauen in Elternzeit sind. Um diese entlassen zu können, habe der Verlag einen Antrag auf «Aufhebung des Kündigungsschutzes» beim Gewerbeaufsichtsamt gestellt, so die SZ weiter. Formal kann man das so machen. Aber will man auch? Beim Verlag möchte man dazu nichts sagen, schreibt Aurelia von Blazekovic von der «Süddeutschen Zeitung».
Bis anhin war in Deutschland die Kündigung von Frauen in Elternzeit ein Tabu. Und so stösst gerade dieser Umstand vor allem bei der weiblichen Belegschaft der «Bunten» auf Unverständnis. «Ich habe nicht einmal gewusst, dass das rechtlich überhaupt möglich ist», erzählt eine Redaktorin gegenüber dem Klein Report. «Doch anscheinend ist den Managern gar nichts mehr heilig. Auch Frauen in Elternzeit. Sehr beschämend alles.»
Es ist nicht zu erwarten, dass die Pläne, die Grafik extern zu vergeben, nicht umgesetzt werden. Doch beim Timing ist man immerhin etwas vorsichtiger geworden. Nun sollen, heisst es aus dem Verlag, Teile der Grafikabteilung im Mai doch noch an «Board» bleiben, so die SZ.
Doch Veränderungen seien an einigen Stellen «leider unumgänglich», lässt Oliver Eckert, Co-Geschäftsführer des Verlags, in der Pressemitteilung ausrichten. «Uns ist bewusst, dass diese Umstellungen manche Kolleginnen und Kollegen hart treffen. Deshalb unterstützen wir sie bestmöglich und bemühen uns um individuell verträgliche Lösungen.»
Die «Bunte»-Grafikabteilung wird Eckert sicher zur gegebenen Zeit an seine Versprechungen erinnern. Doch jetzt steht erst einmal die Krönung von König Charles III auf der Agenda. Und die «Bunte»-Redaktion wird einmal mehr trotz allem – ihr Bestes geben.
Die Vorgänge rund um die Kündigung bei der «Bunte»-Grafik bestätigen die Vorwürfe, die Kathlen Eggerling letzte Woche in der «Taz» geäussert hat. Dort war es für die Sekretärin der Gewerkschaft Verdi «kaum nachvollziehbar», warum gerade jetzt mit aller Gewalt und um den Preis eines riesigen Stellenabbaus diese Sparrunden durchgedrückt werden. Die Gewerkschafterin hat deshalb angetönt, dass es bald zu Streiks der Medienleute kommen sollte.