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Mittwoch
24.04.2002

Die Würfel sind gefallen: Der Bundesrat will das Swisscom-Monopol auf den Telefon-Hausanschlüssen so rasch als möglich knacken. Dieser Grundsatzentscheid wurde am Mittwoch getroffen und muss nun durch Rechtsgutachten, Marktstudien und eine Vernehmlassung abgesichert werden. Wie Kommunikationsminister Moritz Leuenberger vor den Medien sagte, ist erst eine Weiche für die Entbündelung der letzten Meile gestellt. Sicher sei, dass die Stunde der letzten Meile geschlagen habe. Noch offen ist aber, wer den letzten Tango tanzt: der Bundesrat, das Parlament oder das Volk. Derzeit hat die Swisscom noch das Monopol auf der letzten Meile, das heisst auf dem Kupferkabelnetz, das die Steckdosen der Haushalte und Firmen mit den Ortszentralen verbindet. Jeder Telefonkunde zahlt der Swisscom dafür 25 Franken, auch wenn er bei der Konkurrenz abonniert ist. Bei einer Entbündelung bliebe die Swisscom zwar Eigentümerin der Kupferleitungen, doch könnte sie von der Eidgenössischen Kommunikationskommission (ComCom) verpflichtet werden, ihrer Konkurrenz den Teilnehmeranschluss und Mietleitungen zu kostenorientierten Preisen anzubieten. Des einen Freud, des anderen Leid: die Swisscom ist ganz und gar nicht erfreut und will den Entscheid vor dem Bundesgericht anfechten. Die Konkurrenz und die Eidgenössische Kommunikationskommission (ComCom) jedoch begrüssen den Entscheid und hoffen, dass sich die Liberalisierung möglichst rasch umsetzen lässt. Auch die Börse hat auf den Entbündelungs-Beschluss reagiert: die Aktien der Swisscom haben am Mittwochnachmittag mit einem Kursabschlag geantwortet. Der Entscheid sei zwar nicht überraschend, es sei aber erst zum Ende des Jahres 2002 mit einem derartigen Beschluss gerechnet worden, sagte ein Analyst der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Den Einfluss des Entscheids auf den Geschäftsgang der Swisscom vermochte er nicht einzuschätzen.