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Sonntag
06.05.2007

Am Tag der Schweizer Werbung auf Schloss Lenzburg sprach auch Bundesrätin Doris Leuthard zu den versammelten Werbern. Als ehemalige Präsidentin der Lauterkeitskommission nahm sie prononciert zur Aufgabe der Werbung in der Gesellschaft Stellung: «Wenn Sie als Werber erfolgreich sein wollen, dann haben Sie sich an drei Erwartungen zu orientieren: an den Erwartungen der Gesellschaft, also der Konsumenten, an jenen der Wirtschaft, also Ihrer Kunden und an jenen der Politik, also der Staatsbürger. Die Erwartungen der Gesellschaft an die behördliche Information drifte dabei so diametral auseinander wie jene der Konsumentinnen und Konsumenten an die Werbung.

Was für die einen Propaganda sei, hielten die anderen für die «beste Werbung der Welt». In diesem Spannungsfeld gerieten Behörden und Werber immer wieder in den Verdacht, die Grenzen zu überschreiten. Und es lasse sich tatsächlich nicht leugnen, so die Bundesrätin in ihrer Rede, dass diese Grenzen besonders in der kommerziellen Kommunikation in den letzten Jahren verschiedentlich geritzt oder gar überschritten wurden - «nicht immer, aber immer öfter». Dabei habe sie absolut nichts gegen witzige und intellektuelle Werbung, die zum Denken anrege.

«Wenn aber im Konflikt zwischen Genialität und Banalität die Genialität auf der Strecke bleibt, dann habe ich etwas dagegen. Es ist nämlich keineswegs notwendig, dass - wie Ende des 19. Jahrhunderts kritisiert - `Schmutz und Schwindel` im Anzeigenwesen grassieren. Werbung ist dann erfolgreich, wenn sie neben strikter Sachlichkeit in erster Linie positive Emotionen transportiert, und dies ohne zu verletzen oder ohne Versprechen zu machen, die nicht eingehalten werden können», hielt Bundesrätin Doris Leuthard in ihrer Rede weiter fest.

Aber so, wie die Wirtschaft die Werbung brauche, so brauche die Werbung eine «prosperierende, kräftige und innovative Wirtschaft». Und dazwischen könne die Politik die Funktion eines Transmissionsriemens übernehmen; mit optimalen Rahmenbedingungen und einem liberalen Umfeld. Damit die Werbung auch in Zukunft ihre volle Wirkung entfalten könne, brauche sie einen solchen Rahmen aus zwei Gründen, meinte die Bundesrätin weiter: «Erstens, weil die Marktanteile der neuen Werbeformen im Internet massiv ansteigen werden; die Online-Werbung wächst sechsmal schneller als die traditionelle Werbung. Zweitens, weil die klassischen Kontrollmechanismen in einem Werbeumfeld von Blogs und Second Life nicht mehr greifen.» Hier brauche es eine Balance. Diese strebe der Bundesrat mit seiner Politik an, denn die Werbung ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. - Siehe auch Klein-Report-Video: Was Pascale Bruderer zu sagen hat und Tag der Werbung bei schönstem Wetter