Volles Haus: Die Eröffnung der 46. Solothurner Filmtage in der vollbesetzten Reithalle am Dienstag ging in geregelten Bahnen über die Bühne. Die Ansprachen waren herzhaft bis ironisch, spitzfindig bis staatsfraulich. Die Präsidentin der Gesellschaft Solothurner Filmtage, Christine Beerli, schlug erste Pflöcke ein: «Im Bild zu sein, bedeutet heute alles, sich in Szene zu setzen und mittendrin zu sein auch.» Und da wären wir schon mittendrin in den 46. Solothurner Filmtagen, die längst mehr als eine Werkschau des Schweizer Films sind, nämlich Bühne und Begegnungsstätte, Innovations- und Diskussionsforum, Schau- und Festplatz. «Ein Bild sagt mehr als tausend Worte», sagte Beerli, «aber es drückt nicht immer die Wahrheit aus.» Das bezeugte der Eröffnungsfilm «Manipulation» auf eindrückliche Weise.
Auf die Bilder kam auch Bundespräsidentin Michéline Calmy-Rey zu sprechen. Kultur sei ein Medium des Austausches, und Filme seien dabei sehr wichtig: «Sie geben den Problemen ein Gesicht.» Sie wies in ihrer etwas trockenen, emotionslosen Ansprache (trotz Gedenken an Stephanie Glaser) auf die Allgegenwart der Bilder hin. Zugleich machte sich die Bundespräsidentin und Aussenministerin zumindest verbal stark für einen «interkulturellen Dialog» und den Film in seiner Vielfalt, der Schweizer Kultur widerspiegele.
In seiner gewohnt launig-ironischen und erfrischenden Art begrüsste Filmtage-Direktor Ivo Kummer das Publikum. Ihm fehle zwar jetzt ein Feindbild (gemeint war der abgetretene Filmchef Nicolas Bideau), aber ihm gehe es ja um das Schweizer Filmschaffen, dem nur knapp 20 Millionen Franken Fördergelder zur Verfügung stünden. Die Filmwirtschaft ist gefordert. Kummers Ermahnung und Aufmunterung: «Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, sollte man den Kopf nicht hängen lassen.» Er sprach auch das erfolgreiche Jahr 2010 des Schweizer Films an und hatte eine Formel für Filmerfolge: «Etwas Sein - etwas Schein - etwas Schwein». Dass Solothurn auch 2011 ein Erfolg wird, ist so sicher wie das Amen in der Kathedrale St. Ursen. Gezeigt werden annähernd 300 Filme in den diversen Programm (bis 27. Januar). Die Organisatoren erwarten um die 50 000 Besucherinnen und Besucher.




