Der Kampf gegen Fälschungen und illegale Kopien ist lanciert: Mit einer Kampagne wollen Wirtschaft und Behörden die Öffentlichkeit für ein Übel sensibilisieren, das Millionenverluste beschert. Dafür legte sich auch Bundesrat Christoph Blocher ins Zeug. Kaum ein Wirtschaftszweig, der nicht von Fälschungen betroffen ist, und die Tendenz ist stark steigend. Deshalb hat am Dienstag «Stop Piracy», die neue «Schweizer Plattform gegen Fälschungen und Piraterie», an einer Medienkonferenz im Flughafen Zürich eine Kampagne gegen den Kauf gefälschter Markenartikel gestartet.
Allzu oft würden Fälschungen und Piraterie noch als Kavaliersdelikte gesehen, sagte Justizminister Christoph Blocher. Dabei sei auch die Schweiz stark vom Fälschermarkt betroffen. Nötig sei die Verschärfung von Gesetzen gegen Fälscher, vor allem aber auch Aufklärung der potenziellen Käufer, weshalb Bund und Wirtschaft mit ihrer Kampagne eng kooperierten.
Laut Blocher ist die Schweiz vor allem ein Transitland für Fälschungen. Nach EU-Statistik gehen heute rund 5 Prozent aller gefälschten Produkte im EU-Raum durch die Schweiz, womit diese hinter China an zweiter Stelle stehe. Der Schaden für die Schweizer Wirtschaft wird zurzeit auf zwei Milliarden Franken jährlich geschätzt. Hier soll laut Blocher die laufende Revision des Patentgesetzes greifen, indem neu auch Transitware durch den Zoll kontrolliert würde. Gleichzeitig kündigte der Justizminister eine deutliche Erhöhung der Strafen für Fälscher an im Rahmen der bis 2008 geplanten Gesetzesrevision.
Bei den Konsumenten soll der Zoll laut Blocher ebenfalls stärker zugreifen können. So könnte künftig in Koffern gezielt nach gefälschter Ware gesucht und diese konfisziert werden, was heute noch nicht möglich ist. Strafen für die Käufer sind aber keine vorgesehen. Umso mehr setzen Wirtschaft und Behörden auf Appelle. Ab Donnerstag hängen in den neun grössten Schweizer Agglomerationen Plakate, die vor gefälschter Ware warnen und zu einem kritischen Umgang auffordern. Die Kampagne zeigt auch, wie breit die Palette möglicher Fälschungen ist, die von Luxusgütern über Software, Musik und Videos bis zu Arzneimitteln oder Spielzeugen reicht.
Vertreter verschiedener Branchen nannten vor den Medien besonders haarsträubende Beispiele von Fälschungen. So werden per Internet Medikamente angeboten, die im Betonmischer hergestellt wurden, oder in Antibabypillen wurde einfach nur Sägemehl gefunden. Hinter «Stop Piracy» stehen das Eidgenössische Institut für Geistiges Eigentum (IGE) und das Schweizerische Nationalkomitee der internationalen Handelskammer (ICC). Der neuen Vereinigung gehören ferner rund 40 Unternehmen an, welche die wichtigsten von Piraterie betroffenen Branchen abdecken.
Dienstag
16.01.2007



