Jeder Journalist weiss: Wer kritisch oder gar angriffig über Religion oder Tiere schreibt, kann mit einer tüchtigen Ladung Leserbriefe rechnen. Das war nicht anders, als sich der Journalist Charly Bieler im «Bündner Anzeiger» mit dem ehemaligen Churer Bischof Wolfgang Haas befasste, der seit zehn Jahren als Erzbischof im Fürstentum Liechtenstein residiert. Und Bieler hieb ziemlich grob auf den Putz, als er sich mit der stattlichen Leibesfülle des Kirchenfürsten befasste. Beim Anblick des «Diätkost- und Slimline-Verweigerers» kämen ihm «sogar die Speisen hoch, die ich gar nicht gegessen hatte», schrieb er etwa. Einige Zeilen weiter folgt ein Vergleich mit Saddam Hussein und George W. Bush («
setzt sich über alles hinweg, was das Volk bewegt») und verpasste im Vorbeigehen auch noch seiner Durchlaucht, dem liechtensteinischen «Fürsten vonundzu Grüssaugust» eine Abreibung.
Ganz klar, da war der Teufel los, wobei Bühler am Donnerstag gegenüber dem Klein Report nur von vier bitterbösen und 20 zustimmenden Reaktionen wissen wollte. Aber «Bündner Anzeiger»-Verleger Stefan Bühler erlebte es anders und stoppte die nächste Kolumne von Bieler, wie er gegenüber dem Klein Report bestätigte. Bieler habe in diesem Folgetext nochmals über den «schweinshaxenverzehrenden» Bischof herziehen wollen, was Bieler bestreitet: «Das war nur der erste Satz. Die Kolumne befasste sich im Übrigen ausschliesslich mit dem Thema Horoskope.»
Doch Stefan Bühler ging es darum, die aufgebrachten Seelen zu beruhigen, wie er mehrfach betonte, weshalb er seiner Leserschaft Charly Bieler nicht schon wieder zumuten wollte. Sein Verlag habe viele Aufträge der Bistumsverwaltung, die er nicht habe gefährden wollen, obschon die Bieler-Kolumne keine konkreten Konsequenzen gehabt habe, sagte er gegenüber dem Klein Report. Wegen vieler anderen Arbeiten sei er einfach noch nicht dazu gekommen, mit Bieler darüber zu reden. Der glaubt zu wissen, er sei als Kolumnist gar nicht mehr in der Planung für das Jahr 2008 vorgesehen, aber Bühler wehrt ab: «Die Sache ist pendent, und ich will sie mit Charly besprechen, wenn wieder etwas Ruhe herrscht.» - Ein Parallelfall aus Winterthur: Heilige Aufregung in Winterthur: «Habemus Schlamassel»
Donnerstag
20.12.2007




