Der eine bindet sein «erotisches Kochbuch» in nachtblauen Samt, der andere druckt Gedichte auf Klopapier: Damit ihre Produkte in der Titelflut auffallen, müssen sich Verlage ständig Neues einfallen lassen. Verpackungskunst wird dabei zum Umsatzfaktor: «Neben Inhalt und Autor ist der Umschlag das Verkaufsargument Nummer eins», sagt Eugen Emmerling vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Trotz Anzeigenkampagnen und Zeitungsrezensionen - nach Beobachtungen des Börsenvereins knüpft das Äussere eines Buchs in vielen Fällen den ersten Kontakt zum späteren Käufer. «Das Cover ist das erste, worauf es ankommt», weiss Buchherstellerin Susanne Reeh vom Frankfurter Eichborn-Verlag.
«Viele Menschen nehmen den Umschlag als Inspiration, nach einem Buch zu greifen», sagt David Hauptmann, Art Director bei Ullstein Heyne List. Optik ist dabei nicht alles: Die Papierfabriken und Druckereien halten allerlei Beschichtungen und Lacke bereit, um Umschlagpapier zum Fingerschmeichler zu veredeln, der zum Blättern verführt - ein weiterer Schritt in Richtung Kasse. Dass sich vor allem auf dem wachsenden Taschenbuchmarkt eine Materialschlacht abspielt, lässt sich auf der Frankfurter Buchmesse studieren. Dabei geht es nicht nur um die Aura des Wertvollen. Emmerling sieht auch einen «Trend zur Markenbildung»: Einheitliche Merkmale, etwa Schrifttype und Umschlagbild, sollen auf den ersten Blick den Verlag identifizieren - damit der Leser beim nächsten Buchkauf möglichst wieder auf den Verlag zurück kommt. Solche Marketingkonzepte liessen sich die Verlage «richtig Geld kosten». Allerdings sucht nicht jeder nach einem durchgehenden Erscheinungsbild. Die Aufmachung müsse immer auch mit dem individuellen Inhalt korrespondieren. Im Börsenverein sieht man in solch nach allen Regeln ansprechend gestalteten Werken einen Trend. «Ich glaube schon, dass wir eine Gegenbewegung gegen Pfusch haben», sagt Emmerling. «Auch die Käufer achten mehr auf die Ausstattung.»
Freitag
11.10.2002