Die Buchlobby Schweiz hat am Mittwoch eine national koordinierte Buchförderungspolitik gefordert. Die Forderung ist eine Antwort auf die Auskunft des Bundesrats vom Juni dieses Jahres, der Buchmarkt in der Schweiz sei gesund und stabil. Mitnichten!, konterten damals die Schweizer Buchhändler und Verleger: Die Studie zeige im Gegenteil «Besorgnis erregende Veränderungen». Dieser Meinung war auch der Verfasser der Studie, Josef Trappel vom Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich: Er distanzierte sich schon damals klar von der beschönigenden Interpretation des Bundesrats.
An einer Pressekonferenz am Mittwoch in Bern erläuterte Trappel seine Befunde noch einmal. Gestützt darauf stellten die in der Buchlobby Schweiz organisierten Vertreter der Buch- und Verlagsbranche und Nationalrätin Vreni Müller-Hemmi ihre Forderung einer national koordinierten Buchförderungspolitik vor. 2001 bis 2004 sank der Umsatz im Buchhandel um 2 Prozent. Die Anzahl der Buchläden und Verlagshäuser verringerte sich während dieses Zeitraums sogar um 6 respektive 10 Prozent. In der Romandie, wo es im Gegensatz zur Deutschschweiz keine Buchpreisbindung gibt, mussten noch mehr Betriebe schliessen - hier wie dort viele auf Kosten von Grossbuchhandlungen.
Junge, unbekannte oder literarisch anspruchsvolle Autoren verlieren dadurch sukzessive an Publikationsmöglichkeiten, die Vielfalt im Literaturangebot nimmt ab. Das Buch aber ist «das zentrale Medium der Bildung, Kultur und Geschichte eines Landes», wie es in einem Manifest von 100 Schweizer Verlagen heisst. Ohne eine vielfältige Buch- und Verlagsszene sei «keine Vielfalt des geistigen und politischen Lebens möglich». Eine besonders originelle Forderung stellte der Leiter des Zürcher Unionsverlags, Lucien Leitess: So wie mit der Alkoholsteuer die Alkoholprävention mitfinanziert werde, müsse mit den Konzessionsbeiträgen für die elektronischen Medien das Buch gefördert werden. Bekanntlich sei exzessives Fernsehen ja einer der Hauptgründe, dass immer weniger gelesen würde.
Mittwoch
30.08.2006