Man könnte eigentlich meinen ein mehrfacher Weltmeister und Olympiasieger wie Fabian Cancellara, dessen Olympiasieg im Strassenrennen von Rio noch so präsent ist, würde die Massen mobilisieren. Und der Ort, an dem der höchst erfolgreiche und sympathische Radrennfahrer aus dem Kanton Bern seine Memoiren «Radrennfahrer und Familienmensch» präsentiert, würde aus allen Nähten platzen.
Dem war nicht so: Eine höchst überschaubare Anzahl von Menschen fand am Donnerstagabend den Weg zur Buch-Vernissage ins Café «The Studio» ins Ringier-Pressehaus nach Zürich.
Unter den interessierten Zuhörern viele Ringier-Mitarbeiter wie CEO Marc Walder, «Schweizer Illustrierte»-Co-Chefredaktor Werner De Schepper, Philipp Mäder, der fast-stellvertretender Chefredaktor des «SonntagsBlick», und Ringier-Zeitschriften-Chef Urs Heller.
Sie alle waren Zeuge, wie Christine Maier, Ex-«SonntagsBlick»-Chefin, gewohnt charmant und eloquent versuchte, dem Ex-Radrennfahrer Cancellara das Geheimnis seines Erfolgs, aber auch Privates zu entlocken.
Es blieb beim Versuch. Denn so sehr sich Christine Maier auch abmühte, Fabian Cancellara, liess sich nicht in die Karten blicken. Und so wurden viele Themen nur gerade oberflächlich gestreift. Ein Besucher, der Cancellara anscheinend auch privat kennt: «Fäbü ist nicht zu knacken. Und das hat nichts mit Christine Maier zu tun.»
Und so erfuhr die bescheidene Zuschauerkulisse vor allem von seinen Höhen und Tiefen als Spitzensportler, aber wenig von seinem neuen Leben als Familienmensch und seinen beruflichen Plänen.
«Ich werde wieder die Schulbank drücken und mich auf dem Gebiet des Sportmanagements weiterbilden», so Cancellara, der sich vor allem freut, dass er jetzt mehr Zeit für seine Familie haben wird, auch «wenn ich noch immer nachts um elf die letzten E-Mails lese. Ich hoffe, dass wird mit der Zeit besser.»
Gerade für Spitzensportler ist der Übertritt ins Privatleben alles andere als einfach. Auf einmal stehen sie nicht mehr permanent im Scheinwerferlicht und auch die Journalisten melden sich nicht mehr regelmässig. Mit dieser Stille, mit dieser Ruhe muss man umgehen können.
Wer da nicht von seinem funktionierenden privaten Umfeld aufgefangen wird, kann scheitern. Fabian Cancellara hat alles für seinen Sport getan, doch er ist nicht nur Spitzensportler, sondern auch Familienmensch und das glaubt man ihm auch.
Und so wünschen ihm die Gäste der Buch-Präsentation, dass er auch abseits des Scheinwerferlichts seinen Platz finden wird. Nur an einer Vorstellung wird er wahrscheinlich noch zu arbeiten haben, finden viele Gäste.
Daran, dass künftig nicht der Rhythmus der Kinder seinen Alltag bestimmen werden. «Das sehe ich nicht so», sagt Fabian Cancellara. Vielleicht sollte man ihm in einem Jahr nochmals danach fragen.
«Fabian Cancellara - Radrennfahrer und Familienmensch» von Guy Van Den Langenbergh, autorisierte Lizenzausgabe in deutscher Sprache ist erschienen im Werd-Verlag.