Rapperswil-Jona, die Stadt an der Schnittstelle der Kantone St. Gallen, Zürich und Schwyz, hat 100 Millionäre, einen Eishockey-Klub und ein Schloss. Und Bruno Hug.
Der 70-jährige Verleger rückt in diesen Tagen ins Scheinwerferlicht. Die «Neue Zürcher Zeitung» widmet ihm eine ganze Seite und adelt ihn zum «Schattenkönig», die «Weltwoche» beförderte ihn auf noch mehr Raum zum «Kämpfer für die Kleinen».
Anlass der Berichterstattung sind die Erneuerungswahlen für Stadtpräsidium und Stadtrat in der zweitgrössten Stadt des Kantons St. Gallen. Hug kandidiert zwar nicht selber – im Gegensatz zu 2016, als er im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhielt –, aber als Herausgeber und Themenführer des Internetportals Linth24 positioniert er sich klar gegen den amtierenden Stadtpräsidenten Martin Stöckling (FDP) und für dessen Herausforderin Barbara Dillier (parteilos) und auch Boris Meier, der ebenfalls fürs Präsidium kandidiert.
Dank seinem finanziellen Spielraum kann sich Rebberg-Besitzer Hug in der Rolle des Demokraten profilieren und für sich die grösstmögliche Unabhängigkeit proklamieren.
Der Ausgang des politischen Rennens ist offen. Weil aber für die erfolgreiche Wahl im ersten Wahlgang das absolute Mehr erforderlich ist, wird mit einer zweiten Runde im November gerechnet.
Klar Position bezogen haben die Medien: Auf der einen Seite Hug mit Linth24, der Kandidatin Dillier ins Spiel gebracht hatte; auf der anderen Seite die «Linth-Zeitung», die für sich eine neutrale Haltung beansprucht, aber in der Regel die Gegenstimme zu Hug einnimmt. Unlängst bezeichnete sie den früheren Präsidenten des SC Rapperswil-Jona als «Aktivisten» – notabene in der politischen Diskussion um den Neubau der Badi Lido.
Dieses Beispiel zeigt zwei bemerkenswerte Aspekte der Situation am Obersee: Die Wogen gehen schon hoch, wenn über ein gedecktes Schwimmbassin abgestimmt wird; und wo Bruno Hug ist, verlieren selbst erfahrene Medienpersönlichkeiten wie die TV-Lady Regula Späni die Fassung.
Die Sprecherin des Pro-Badi-Komitees war an der Medienkonferenz sichtlich irritiert, als Hug höchstpersönlich auftauchte und schleuderte dem überraschenden Teilnehmer der Medieninformation die Worte «Du bist ja kein Journalist» entgegen.
Entspannter zeigt sich Urs Zweifel, Redaktionsleiter der «Linth-Zeitung». Vom Klein Report auf die Rolle von Bruno Hug und dessen häufige Erwähnung in der «Linth-Zeitung» angesprochen, schreibt er: «Es entspricht nicht unserem Verständnis von Journalismus, wenn sich ein Schreiber so klar positioniert. Aber dies ist nicht der Grund, dass Bruno Hug in der Berichterstattung der Linth-Zeitung vorkommt». Dies ergebe sich vielmehr daraus, dass Hug nicht nur Berichterstatter, sondern immer wieder auch Akteur in der Lokalpolitik sei. Hugs publizistische Tätigkeit sei nur Anlass von Artikeln in der «Linth-Zeitung», wenn es zu juristischen Auseinandersetzungen mit der Stadt komme. Und sich so ein öffentliches Interesse ergebe.
Auf die Frage, ob Hug erneut zum Königsmacher werde, antwortet Zweifel ausweichend: «Das wird sich zeigen. 2016 war es der Fall. Die monatelange Kesb-Berichterstattung hat nachweislich den beiden hauptsächlich involvierten Stadträten (darunter der damalige Stadtpräsident Erich Zoller) geschadet. Und Martin Stöckling den Weg ins Präsidium geebnet».
Grundsätzlich ist Zweifel aber darum bemüht, den Ball flach zu halten. Von einem «Medienkrieg» will er nichts wissen. Vielmehr sei es so, dass Hug seine Rolle selber definiere. «Solange er nicht nur Berichterstatter, sondern auch Akteur in der Lokalpolitik ist, macht er sich selber zum Objekt der Berichterstattung. Darüber urteilen wir aber nicht», sagte er auf Anfrage des Klein Reports.
Hug selber nimmt das alles gelassen: Dem Klein Report schreibt er: «Ich bin freier Unternehmer und Medienmacher und definiere meine Rolle selbst. Ausserdem bin ich auch Bürger von Rapperswil-Jona und kann mich, wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger, in die Politik einbringen.»
So oder so. Am Sonntagnachmittag lohnt sich ein Blick an den Obersee. Vor allem die Wahlen ums Stadtpräsidium versprechen Spannung, Polemik und Kontroverse – und davon profitieren indirekt alle Medien. Deshalb muss selbst Zweifel von der «Linth-Zeitung» Bruno Hug nicht ohne Respekt attestieren: «Ohne seine Rekrutierungs- und Vermittlungsarbeit gäbe es mindestens eine Kandidatin weniger fürs Stadtpräsidium.» Oder mit anderen Worten: Dank Bruno Hug hat Rappi eine echte Wahl.