Die Behörden verbieten dem Linth24-Verleger Bruno Hug die Publikation seines neuen Magazins.
Der Mann könnte sich ein schönes Leben machen und den Ruhestand geniessen. Doch Hug, 70 Jahre jung, mischt in Rapperswil-Jona noch immer die politische Landschaft auf – nicht als Magistrat oder Beamter, sondern als Verleger und Journalist.
Im Tagesgeschäft tut er dies bevorzugt mit seinem Internetportal Linth24, auf dem er immer wieder auf mutmassliche Fehlleistungen der Stadtregierung hinweist. Prominentester Fall der jüngeren Vergangenheit war der sogenannte «China-Deal», bei dem die Stadt einem chinesischen Unternehmen (am Stimmvolk vorbei) Land in Jona unter Wert verkaufen wollte, damit dort ein Campus für Start-ups entsteht.
Mittlerweile ist die Sache vom Tisch. Die Gerichte haben die Stadt zurückgepfiffen und den kritischen Medien in allen Punkten Recht gegeben.
Und dennoch sieht sich Verleger Hug mit einer Gewehrsalve an Gegendarstellungsforderungen der Regierung konfrontiert. Ausgangspunkt war die im vergangenen Februar lancierte Zeitschrift «Linth24-Magazin», in der Hug die Stadt Rapperswil-Jona (unter anderem) für das Projekt der neuen Badeanstalt, das Vorgehen beim Eishallen-Neubau sowie bei besagtem Landverkauf an die Chinesen kritisierte. Auch Stadtpräsident Martin Stöckling bekam sein Fett ab – und dies nicht zu knapp.
Dies wollten die Stadt und ihr Präsident nicht auf sich sitzen lassen – und gingen rechtlich gegen Hug vor. Deshalb lässt die (im Vorfeld der Gemeindewahlen vom 22. September angekündigte) zweite Ausgabe des Printmagazins auf sich warten.
Nun erklärt sich Hug heute auf seinem Online-Portal mit folgenden Worten: «Eigentlich müssten Sie jetzt im ganzen Linthgebiet ein ‚Linth24-Magazin‘ zu den Gemeindewahlen erhalten. Aber Rapperswil-Jonas Stadtrat hat das bei Androhung einer Busse von 10’000 Franken verhindert.»
Gegenüber dem Klein Report zeigt Hug seinen Unmut – und stellt das politische System in Frage: «Freie Medien sind für die Demokratie fundamental wichtig. Ansonsten wenden sich die Bürger vom Staat ab. Trotzdem gibt es Politiker, die Medien verhindern. Dies zeigt das Beispiel gegen Linth24 in extremis.»
Als Verleger habe er im Kampf gegen einen finanziell so mächtigen Gegner wie die Stadt kaum eine Chance. Deshalb habe ihn die Klage der Stadt beim Kreisgericht Uznach gegen Linth24 hart getroffen; Umfang der Klage inklusive Beilagen: 143 Seiten.
Unter diesem Druck entschied sich Hug, auf die Publikation der zweiten Ausgabe des Magazins zu verzichten. Gegenüber dem Klein Report erklärt er: «Der Stadtrat – unter Vermittlung von zwei Anwälten – war nur dann bereit, seine Klage zurückzuziehen, wenn Linth24 vertraglich garantiert, bis Ende 2024 kein gedrucktes ‚Linth24-Magazin‘ mehr herauszugeben.» Bei einem Verstoss dagegen hätte der Verleger der Stadt 10’000 Franken bezahlen müssen.
Man darf gespannt sein, wie sich die Geschichte weiterentwickelt. So oder so dürfte sie in der Schweizer Medienlandschaft einen bemerkenswerten Präzedenzfall darstellen.
Eine öffentliche Institution, die ein Medium verhindert, würde man sonst eigentlich eher in Nordkorea oder in Russland erwarten – aber nicht am Zürichsee.