Die einflussreichen britischen Titel «Daily Telegraph», «Sunday Telegraph» und «The Spectator» stehen vor dem Verkauf. Auch der Springer-Verlag ist offenbar interessiert.
Die Lloyds-Bank, bei der die Verlegerfamilie Barclay tief in der Kreide steht, hat einen Zwangsverwalter mit dem Verkauf der beiden Zeitungen und des Magazins mandatiert.
Gemäss einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) hat die Restrukturierungsgesellschaft AlixPartners im Auftrag von Lloyds die Kontrolle über die Holding B.UK der Barclay-Familie übernommen. Die auf den Bermudas registrierte Firma hält über eine komplizierte Struktur die Aktien der Telegraph Media Group (TMG) und der Spectator Ltd.
Die Investmentbank Lazard soll beim Verkauf beraten. In der Medienbranche werde ein reges Interesse an den Titeln erwartet.
Den beiden verschuldeten Barclay-Brüdern Frederick und David – zweiterer ist inzwischen verstorben – gehört respektive gehörte unter anderem auch das Ritz-Luxushotel in London.
Die Zwillinge hatten die Mediengruppe 2004 nach einem Bieterkampf erworben. Mitgeboten hatte damals auch Axel Springer. Gemäss britischen Medienberichten sollen aus dieser Zeit noch Schulden von fast einer Milliarde Pfund bestehen.
Die Telegraph-Titel stehen der konservativen Tory-Partei nahe. Ihr Wert wird auf bis zu 700 Millionen Pfund geschätzt. 2022 steigerte die TMG den Umsatz um 4 Prozent auf 245 Millionen Pfund und fuhr 30 Millionen Gewinn ein.
Die Interessenten an der Telegraph-Gruppe sollen laut «Times» Schlange stehen. Die zu Rupert Murdochs Konzern gehörende Zeitschrift nannte unter anderem die Associated Newspapers-Gruppe, Herausgeberin der rechten «Daily Mail», und den deutschen Springer-Verlag.
Auch die Staatsfonds aus Saudi-Arabien und Qatar sollen interessiert sein.