In ihren besten Zeiten hatte die «Bravo» 1991 eine Auflage von 1,58 Millionen Exemplaren. Heute dümpelt die ehemalige Teenager-Bibel bei 90‘000. Zuwenig zum Leben. Zuviel zum Sterben.
In der ersten Novemberwoche hat der Bauer-Verlag deshalb bekannt gegeben, dass er die Produktion der «Bravo» künftig auslagern will.
Ab Februar 2021 ist nur noch das Kölner Redaktionsbüro Wipperfürth für die Printausgabe verantwortlich. «Nah wie im Nebenzimmer, direkt in der Kommunikation», heisst es auf der Webseite des Büros, das Print als seine Leidenschaft bezeichnet – für Kiosk, B2B und B2C.
Die Wipperfürther empfehlen sich allerdings ebenso für digitale Medien. Und das ist es wohl, was dem «Bravo» den heuer drohenden Eintritt ins Pensionsalter total versaut hat.
Am 26. August 1956 haben der Journalist Peter Boenisch und der Verleger Helmut Kindler das damals revolutionäre Heft erfunden. Auf der ersten Titelseite war Marilyn Monroe abgebildet. Softer Sex sollte auch fortan ein Treiber für die Auflage sein. Legendär ist Dr. Sommer, mit dem Generationen von Teenies lernten, was ein Koitus Interruptus ist.
Solche gab es in der Folge gleich mehrere auch für das Heft selber. 1968 ist dieses vom Bauer-Verlag übernommen worden. Damals ist es noch richtig zur Sache gegangen. Schon zwei Jahre vorher wurde bei der Auflage die Millionengrenze überschritten. Und die Eltern von Tiktok sind noch nicht einmal in den Windeln gelegen.
Als dann ein Erwachsenenleben später das Zielpublikum seine Liebschaften im Bereich Medien noch schneller wechseln wollte, als die Pubertierenden ihre Boyfriends oder das leibhaftige «Bravo»-Girl, hat die Zeitschrift mit dem Zeitgeist nicht mehr mithalten können.
Zuerst ist die «Bravo» 2015 auf einen Zwei-Wochen-Rhythmus gedrosselt worden. Seit 2020 erscheint das Heft nur noch einmal im Monat.
Mit der jetzt angekündigten Auslagerung soll sich Yvonne Huckenholz, die ehemalige Leiterin der Redaktion in München, neu in Hamburg zusammen mit anderen Mitarbeitern der Bauer Media Group vollständig auf den digitalen Bereich, Bewegtbild und soziale Medien konzentrieren.
Was mit den 20 bisherigen «Bravo»-Mitarbeitenden in München passiert, ist noch unklar. Wie so vieles, wenn man vom Teenie zum Erwachsenen werden muss, würde Dr. Sommer wohl sagen.