Das Gute vorweg: Journalist Ane Hebeisen und Boxer Yves Studer haben sich versöhnt. «Ich habe mich bei Studer schriftlich dafür entschuldigt, falls ich mit meinem Artikel im `Tages-Anzeiger` ungewollt alte Wunden aufgerissen hätte, was dieser jedoch negierte», sagte der Journalist am Montag gegenüber dem Klein Report. Zudem habe er dem neuen Boxweltmeister mitgeteilt, dass er mit dem «Bashing» im Boxring keine Probleme habe. «Auch ein Journalist verfügt über Nehmerqualitäten», so Hebeisen. Studer habe ihm daraufhin geantwortet, dass der Boxer zu seiner Vergangenheit stehe. Die Versöhnung scheint damit vollbracht.
Ein Problem bleibt allerdings: Studers Manager Daniel Hartmann hat vergangene Woche einen offenen Brief an den «Bund» geschrieben, in dem er Hebeisens Fixierung auf die Boxrec-Rangliste ebenso kritisiert wie der im «Tages-Anzeiger» erfolgte Blick auf vermeintlich überholte Details aus Studers Privatleben. Der Brief entspricht in etwa jenen Aussagen, die Hartmann vergangene Woche dem Klein Report gegenüber gemacht hat. Derzeit ist jedoch nicht anzunehmen, dass das Schreiben im «Bund» veröffentlicht wird.
Dieser Ansicht ist auch Ane Hebeisen. «Ich habe fachlich sauber gearbeitet, der im `Bund` erschienene Vorabbericht wurde von Hartmann gegengelesen», so der Journalist. Nachdem Hartmann mehrere Stellen über Studers schlechte Rangierung bemängelte, habe Hebeisen diesen Vorbehalt noch stärker betont und Hartmann dahingehend zitiert. Der offene Brief vom 30. Dezember habe daher in keiner Weise das Gewicht einer Gegendarstellung. «Im Brief finden sich wunderliche Verschwörungstheorien. Ich hätte vom Werber Hartmann eine etwas unverkrampftere und professionellere Zusammenarbeit mit den Medien erwartet».
Hebeisen ist immer noch der Ansicht, dass es richtig war, sich beim Boxverband über die kurzzeitig entzogene Akkreditierung für das Boxmeeting zu beschweren. «Um eine Berichterstattung zu gewährleisten, sah ich mich dazu gezwungen. Der `Bund` kann es nicht hinnehmen, dass ein Veranstalter auf eine kritische Berichterstattung mit dem Entzug einer Akkreditierung und einem Interviewverbot reagiert», so Hebeisen. Kurzfristig habe man in der Redaktion diskutiert, nur eine Bildbox vom Kampf zu veröffentlichen. Nachdem der Verband aber Hebeisens Akkreditierung durchgesetzt hatte, sei es für Hebeisen eine Selbstverständlichkeit gewesen, am Boxring Platz zu nehmen und sachlich über den Kampf zu berichten.
Für Hartmanns Vorwurf, dass es «Hebeisen seit Jahren nur darum geht, quasi alle Schweizer Boxer runterzuziehen», hat er kein Verständnis. Erstens sei er zuvor nur einmal mit einem Boxmanager aneinandergeraten - dies war notabene 2009 ebenfalls Hartmann, der sich darüber aufregte, dass er in einem allgemeinen Bericht über die Schweizer Boxszene bezweifelte, dass Studer in der europäischen Spitze eine Chance habe. Und zweitens gehe es ihm nicht um kritische Berichterstattung an sich. «Aber der `Bund`-Leser erwartet von uns auch auf der Lokalsportseite, dass wir einschätzen, ob eine lokale Veranstaltung wirklich die Bezeichnung `WM-Kampf` verdient hat», so Hebeisen. Und seine Meinung laute nun mal, dass es schade sei, dass man sich bei kleinen Boxverbänden Titelkämpfe erkaufen könne. Selbst dann, wenn man noch nie gegen einen Top-100-Boxer der Weltrangliste gekämpft habe. «Wenn ein neu gegründeter Schweizer Fussballverband auf die Idee käme, den SC Bümpliz und den FC Thun gegeneinander um einen Schweizer Meistertitel antreten zu lassen, würde der `Bund` den sportlichen Wert einer solchen Veranstaltung genauso hinterfragen», so Hebeisen abschliessend.
Dienstag
04.01.2011




