In die falsche Richtung gelaufene Spekulationen mit den Aktien von GameStop haben vor ein paar Wochen Hedgefunds in den USA Verluste in Milliardenhöhe beschert. Jetzt scheint sich das Game der Kursentwicklung ohne Stopp nach oben mit AMC zu wiederholen.
Die Aktien der grössten Kinokette der Welt sind gestern mit einem Plus von 95,22 Prozent aus dem Handel in New York gegangen. Damit bahnt sich bei einigen US-Hedgefunds nicht mehr nur ein Unfall wie bei GameStop, sondern ein richtiges Desaster an. Im Kino würde man von einem Horrorfilm sprechen.
Die führende Kinokette der Welt war wegen Corona in finanzielle Schieflage geraten. Short-Sellers haben deshalb auf sinkende Kurse für AMC Entertainment gewettet. Aber die «Apes» (im Gegensatz zu den «Wolves of Wallstreet») haben sich seither in ihrem Internetforum «Reddit» gegenseitig mobilisiert und fleissig Aktien gekauft.
Am Mittwoch kam es zur Explosion: Zeitweise mehr als 100 Prozent in die Höhe kletterte AMC am 2. Juni an nur einem Tag. Und vorbörslich für den 3. Juni leuchtet der Kurs erneut mit weit über 10 Prozent im grünen Bereich.
Damit bringen die Kleinanleger einige Hedgefunds lebendigen Leibes ins Grab. Dort erinnert man sich nur noch zu gut: Der GamesStop-Kurs ist damals von 19 auf 350 US-Dollar hochgeschossen, was den US-Hedgefund Citron Research und besonders Melvin Capital in höchste Not brachte. Gemäss «Reddit» musste sich Melvin beim Einlösen der Shorts 1,5 Milliarden ans Bein streichen. Um weiter überleben zu können, mussten sie einen Kredit aufnehmen, wie «Bloomberg» ergänzt.
Bei AMC gehen natürlich nicht nur die Kurse aktuell durch die Decke, sondern auch die Fantasien der Kleinanleger. In einschlägigen Foren ist von einer Kursentwicklung bis auf 1'000 Dollar zu lesen.
Es sind aber nicht nur abenteuerlustige Millenials, die ihre Freude am Zocken entdeckt haben. Wie das Portal «Inside Paradeplatz» weiss, ist auch die Schweizerische Nationalbank mit einem namhaften Einsatz in der AMC-Wette engagiert. Umgekehrt soll die Credit Suisse auf einem bösen Posten von Shorts sitzen.
Wie «unnatürlich» die Kursentwicklung bei AMC ist, offenbart ein Blick auf die Konkurrenz. Die Kino-Unternehmen Cinemark und IMAX wurden am 2. Juni von Analysten auf «sell» eingestuft. Die Erholung der Kinobranche habe zwar begonnen, das Risiko bleibe trotzdem noch hoch. IMAX hat deshalb am legendären 2. Juni 1,3 Prozent verloren, IMAX immerhin 2,3 Prozent gewonnen.
Update folgt, wohl noch ein paar weitere Tage mit der Betonung auf «up».