Nun klagt er doch: Ex-Botschafter Thomas Borer wird gegen «Blick»-Chefredaktor Jürg Lehmann Klage wegen Persönlichkeitsverletzung einreichen, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Am letzten Dienstag hätte in Zürich vor dem Friedensrichter eine Schlichtungsverhandlung stattfinden sollen. Doch weder Lehmann noch Borer seien zum Termin erschienen. Streitpunkt ist eine Aussage Lehmanns im «Spiegel»: «Borer suggerierte, Michael Ringier und seine Frau seien Teil im Hintergrund gegen Borer wirkender jüdischer Mächte, weil er als Chefunterhändler bei den Verhandlungen mit den USA über die Rolle der Schweizer Banken im Zweiten Weltkrieg hohe Entschädigungen verhindert habe.» Für Borer handle es sich hier um einen antisemitischen Vorwurf.
Noch immer nicht bekannt ist das Ergebnis der Expertise, die das Haus Ringier in Auftrag gegeben hat, um Klarheit über die Echtheit der Fotos aus Berlin zum Fall Borer zu erhalten. Derweil jedoch hat Konzern-Chef Michael Ringier letzte Woche in der Hauszeitung «Domo» zum Fall Stellung bezogen: «Wir haben für einen Moment die Souplesse verloren und die Stecknadel weiter mit dem Hammer malträtiert.» Ringier kritisiert journalistische Unsorgfältigkeiten und fordert, künftig die Latte für die journalistische Qualität noch höher zu legen. Geäussert hat sich im «Domo» auch Bernhard Weissberg, ex-«SonntagsBlick»-Chefredaktor und Leiter Bereich Zeitungen, zur Enthüllungsstory vom 31. März: «Ich selber hätte die Geschichte nicht gemacht», schreibt er.
Sonntag
09.06.2002