Bei Bond scheiden sich die Geister - und die Klassen. So geschehen bei der Schweizer Premiere in Emmenbrücke (Kino Maxx). 1200 Gäste waren am Dienstagabend ins Kinocenter geladen: Zaungäste und Medienleute (die nicht in die Kinosäle durften), einfache Gäste (Wettbewerbsgewinner) und honorige Gäste (sogenannte Promis) - und nicht zuletzt die begehrten Bond-Aktivisten: Produzentin Barbara Broccoli, Regisseur Marc Forster sowie die Bösewichte Carl von Malaise und Anatole Taubman.
Was diverse böse Kerle nicht zustande brachten, schaffte eine Bronchitis: Bond-Darsteller Daniel Craig war ausser Gefecht gesetzt, er musste zur Premiere passen und das Zimmer im Luzerner Palace hüten. Gleichwohl war der Publikumsaufmarsch glorios und ansehnlich. 100 Meter roter Teppich waren ausgerollt, 50 Sicherheitsleute schirmten ab 16 Uhr das Premierengelände ab. Etliche Mikrophone und Kameras standen im Einsatz. Star TV übertrug zwei Stunden live (Wiederholungen am Samstag 20 bis 22 Uhr).
Autogrammsammler, vor allem weiblichen Geschlechts, kamen auf ihre Forster-Kosten. Anatole Taubman enthüllte bereitwillig seinen Mönchs-Schädel (er agiert als Anastasius in der Verfilmung von «Die Päpstin») und Bundesrat Moritz Leuenberger zeigte sich Bond- und medienfreundlich.
Geprägt wurde der Anlass auch von viel Schweizer Prominenz: Vom Gemeindepräsidenten bis zum Verleger Jürg Marquard, von den Filmpromis Stefan Gubser oder Leonardo Nigro bis zu Sportgrössen wie Jörg Abderhalden, Stéphane Lambiel oder Peter Sauber, von Fernsehchefin Ingrid Deltenre bis zum Schönling Stephan Weiler und blonden Schönheiten wie Shawne Fielding sowie diversen Ex-Missen (Fiona Hefti, Mahara McKay oder Amanda Ammann).
Auffallend gesprächig waren die Bond-Besucher, die sich durchweg sehr gut unterhalten fühlten von Daniel Craig in seiner zweiten Actionperformance. Klein-Reporter-Mitarbeiter Rolf Breiner hat sich umgehört. Moderator Sven Epiney wusste genau, was Bond hat und er nicht: «Schnelle Autos, rasante Action, schöne Schauplätze und Abenteuer.» Heidi Maria Glössner (TV-Serie «Tag und Nacht») fand es «super», auch weil dieser Bond-Streifen sehr schauspielerisch sei. Die Schauspielerin war vom Casting begeistert und von der Psychologisierung sehr angetan.
Ähnlich tönte es bei den Kollegen Bernhard Bettermann (TV-Serie «In aller Freundschaft», «So weit die Füsse tragen») und Sabina Schneebeli («Tag und Nacht»). Die beiden gehen übrigens, wie sie gegenüber dem Klein Report freimütig bestätigten, nach einer Trennungsphase wieder zusammen durch dick und dünn. Die Frauenfiguren seien gut, meinte Schneebeli. Bond sei zwar zu wenig humorig, aber sie habe sich auch so sehr gut unterhalten. Auf die Frage, wie er diesen Bond-Film einschätze, meinte Bettermann: «Bond ist eine Märchenfigur und dieser Film zeigt mehr Emotionalität und gewisse Tiefe, was sich auch in der ökologischen Geschichte um Wasser ausdrückt.» Und was unterscheidet ihn von der Bond-Figur? Bettermann: «Bond ist zum Kumpel geworden und ein Agent nebenbei. Er überlebt alles, muss nie essen und wird auch nicht betrunken. Ein Phänomen eben.»
Fernsehunternehmer Paul Grau (Star TV) betrachtet das Bond-Ereignis nüchtern: «Dieser Film bricht mit der Bond-Tradition und das ist gut so. Marc Forster hat ihm seinen Stempel aufgedrückt, das schätze ich sehr. Und überhaupt: Der letzte Bond ist immer der beste.» Und was hat Bond, was er, der TV-Produzent, nicht hat? Grau: «Den härteren Faustschlag! - Craig erinnert mich auch vom Charakter an meinen Nachbarn Guido. Er ist schlagfertig, gradlinig, unenglisch.» Und wie läuft das Fernsehgeschäft bei Star TV? «Wir können uns vor Arbeit nicht retten», lacht die «graue» TV-Eminenz.
Mittwoch
05.11.2008