Die Parodie war täuschend echt. Am letzten Wochenende blitzte aus den Regalen von ausgewählten Kiosken und Supermärkten in Deutschland das neue Heft «Freizeit Magazin Royale» zwischen den bekannten Klatschblättern hervor.
Die neue Publikation dreht sich allerdings nicht um die üblichen Stars und Sternchen, sondern um Verlegerinnen und Verleger der wichtigsten Medienhäuser. Hinter dem Scherz gab sich schon im Vorfeld der Satiriker Jan Böhmermann zu erkennen.
Das ZDF hat es verraten: Anlässlich der neuesten Ausgabe vom «ZDF Magazin Royale» zum Thema Boulevardjournalismus gebe es eine begleitende Printpublikation, hiess es. Gemäss Medienstaatsvertrag erfolge die Herausgabe der auf eine Ausgabe beschränkten Begleitpublikation unter der redaktionellen Verantwortung und im Auftrag des ZDF durch die Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld UE GmbH in Köln. Die Firma produziert auch das TV-Format von Böhmermann.
Diese Konstellation hinter «Deutschlands einzig wahrem Klatsch-Magazin» gefiel nicht allen, die hier auf die Schippe genommen wurden.
Die Bauer Media Group fand es «besorgniserregend, dass das ZDF offensichtlich die rechtlichen Grenzen seines Rundfunkauftrags verlassen hat, indem es mit Rundfunkgebühren eine neue Print-Zeitschrift publiziert». Man wollte trotzdem Humor zeigen: «Satire finden wir richtig und wichtig. Und als Publisher Nummer 1 werten wir es als ein positives Zeichen, wenn Verlage neue Zeitschriften auf den Markt bringen und kreative Magazin-Konzepte möglichst viele Menschen erreichen.»
Ein Sprecher von Hubert Burda Media teilte am Sonntag auf dpa-Anfrage mit: «Komödianten geniessen Narrenfreiheit. Die Geschichten eines Komödianten werden wir nicht kommentieren.»
Und das Fleisch am Knochen der Pointe?
«Deutschlands einzig wahres Klatsch-Magazin» wollte mit seinen offensichtlich falschen Gerüchten und überspitzten Falschnachrichten in knalligen Überschriften die Arbeitsweisen in der Branche kritisieren. In diesen Zeitschriften würden «regelmässig und konsequent journalistische Mindeststandards verletzt», was Jan Böhmermann in seiner der Printpublikation vorangehenden Sendung auch gezeigt habe.
«Phillipp Welte – Horrordiagnose Krebs», darunter klein gedruckt: «Oder ist er Jungfrau oder Steinbock?». Und ein anderer Scherzartikel: «Verlegerkönig Hubert Burda – Wie er mit Intrigen, Inzucht und Inkontinenz Millionen machte.»
Bei seinen Fans ist die Satire angekommen. Bei Ebay wird das ursprünglich für 99 Cent angebotene Magazin bereits als Kultheft zu Sammlerpreisen gehandelt.