Der saudische Blogger Raif Badawi ist nach Verbüssen seiner zehnjährigen Haftstrafe am Freitag aus dem Gefängnis entlassen worden. Die freudige Nachricht twitterte seine Frau Ensaf Haidar.
Seine Verurteilung hat 2014 weltweites Aufsehen in den Medien wie auch in der Politik erregt. Die saudische Justiz hatte Badawi neben der Haft auch mit einem Reiseverbot sowie einer Geldstrafe von umgerechnet etwa 238’000 Euro und eintausend Stockschlägen verurteilt.
Dem Intellektuellen wurde vorgeworfen, mit seinen Blogeinträgen den Islam beleidigt zu haben, weil Badawi die Trennung von Staat und Religion vorschlug. Raif Badawi hatte 2008 ein Online-Forum mit dem Namen «Die saudischen Liberalen» begründet. Wegen der Offenheit seiner Diskussionsbeiträge wurde er 2012 festgenommen.
Raif Badawi gehörte zu den bekanntesten politischen Häftlingen in Saudi-Arabien. Zahlreiche Schriftsteller, Prominente sowie seine Ehefrau hatten in der Vergangenheit Badawis Freilassung gefordert. Aus Protest gegen schlechte Haftbedingungen trat der Blogger zwischenzeitlich auch in den Hungerstreik.
«Er hätte nie auch nur einen einzigen Tag hinter Gittern verbringen dürfen. Jetzt, da er die volle Strafe abgesessen hat, gibt es für die saudischen Behörden keine rechtliche Grundlage mehr, ihn weiterhin festzuhalten», kommentierte Deutschland-Geschäftsführer Christian Mihr für Reporter ohne Grenzen.
2015 wurde Badawi mit dem Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments ausgezeichnet.
Seine Frau Ensaf Haidar lebt seit 2013 mit drei Kindern in Quebec und kämpft seither auf dem internationalen medialen und politischen Parkett dafür, dass ihr Mann und Vater der Kinder freikommt. Sie hofft laut Reporter ohne Grenzen nun darauf, dass Ottawa ihrem Mann die kanadische Staatsbürgerschaft verleiht und damit seinen Umzug nach Kanada erleichtern könnte.
Die hängige Geldstrafe von fast einer Viertelmillion Euro dürfte sich mit internationaler Hilfe lösen lassen. Noch ist Raif Badawi in Saudi-Arabien aber mit einem zehnjährigen Reiseverbot belegt.
Mindestens 3’000 politische Häftlinge sitzen in Saudi-Arabien nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International im Gefängnis.