«Wie bekannt ist Watson?» Die Verantwortlichen des Newsportales haben bisher noch keine Zahlen zu Reichweite und Traffic des Portales bekannt gegeben.
«Die Trafficzahlen von Watson entwickeln sich sehr zufriedenstellend», sagte Steven Goodman, Marketingchef und stellvertretender Geschäftsführer von Watson auf Anfrage des Klein Reports. In den ersten Tagen nach dem Launch der Seite am 22. Januar habe es einen Peak gegeben. «Danach sanken die täglichen Visits. Inzwischen haben wir sie aber mehr als verdoppeln können und liegen schon sehr nah am Hype des ersten Tages.»
Der Klein Report wollte es genauer wissen und sprach erneut mit den Leuten auf der Strasse, um herauszufinden, wer Watson kennt und was potenzielle Leserinnen und Leser über das Start-up von Hansi Voigt denken.
Bei der nicht repräsentativen Umfrage in Zürich ergab sich ein ähnliches Bild, wie Ende Februar: Von 30 befragten Personen kannten nur vier das Newsportal. Den anderen ging, auch nach einer näheren Erklärung des Klein Reports, kein Licht auf.
«Ich nutze die mobile App von Watson ab und zu. Ich checke, ob gewisse Ereignisse, die mich interessieren, durch das Portal abgedeckt sind», sagte ein Kommunikationsberater (49) dem Klein Report.
Watson setzt vor allem auf den Traffic über Mobile-Geräte. Die Hälfte des Traffics gehe über den mobilen Kanal, 10 Prozent über Tablets und 40 Prozent über die Desktopversion, erklärte Goodman von Watson.
Auf die Frage, was er an Watson schätze, antwortete der befragte Kommunikationsberater kritisch: «Zwei, drei meiner Lieblingsautoren, die ich beim `Tages-Anzeiger` geschätzt habe, haben zu Watson gewechselt. Ausser den Artikeln dieser Personen gefällt mir aber relativ wenig an der Seite. Die Aufmachung ist nicht das, was ich suche. Es fehlt der Seite an Struktur», kritisierte er.
Watson ist auf die Kritik am hektischen Aufbau der Seite eingegangen. Die grossen Bilder und die Farben auf den Fronten seien reduziert und so der Auftritt beruhigt worden, sagte Goodman.
Eine inhaltliche Kritik machte eine Ingenieurin (44) geltend: «Ich habe mir das Portal am ersten Tag angesehen, weil einige meiner Lieblingsjournalisten vom `Tages-Anzeiger` dorthin gewechselt haben. Ich war aber enttäuscht von der Seite. Sie ist mir zu wild, die Artikel haben wenig Tiefgang und die grossen Titel wirken zu reisserisch. Mit der Qualität eines `Tages-Anzeigers` hat das wenig zu tun. Daher habe ich sie seither nicht wieder aufgerufen.»
Der Klein Report wollte wissen, wie Watson mit der Kritik umgeht, die Artikel seien zu seicht. «Zunächst sind wir natürlich allen Kritikern zu grossem Dank verpflichtet. Was die diversen Medienkenner an Lob, Kritik und Verbesserungsvorschlägen öffentlich machen, nehmen wir zur Kenntnis und matchen es mit den uns vorliegenden User-Daten», antwortete Goodman.
Watson orientiere sich aber konsequent an den Bedürfnissen der User und ändere nichts am Produkt, weil es ein Kritiker «doof» finde, stellte Goodman klar. «Tatsächlich haben wir in den ersten Wochen nach dem Launch aber festgestellt, dass die User mehr News wünschen. Entsprechend haben wir unsere Inhaltsplanung angepasst.»
Nicht mehr News, sondern mehr Tiefe wünscht sich dagegen eine Sachbearbeiterin der Stadt Zürich (45). «Für mich wäre es wichtiger, einige gut recherchierte längere Artikel zu veröffentlichen, statt diese kurzen Newsbeiträge, mit denen man überall bombardiert wird.»