Content:

Montag
26.05.2014

Medien / Publizistik

Was die SVP und der abgetretene Nationalrat Christoph Blocher bisher nicht durchsetzen konnten, schafft nun die «Blick»-Redaktion durch die Hintertür mit ihrer Inszenierung einer «Wahl eines achten Bundesrates».

Man weiss nicht genau, ob es das Ringier-Boulevardblatt mit Lüchingers Gnaden auf das Überholen der SVP abgesehen hat oder einfach einen PR-Gag lancieren wollte. Und was sagt doch Chefideologe Blocher, alle Typen im Bundesrat seien durchschnittliche Begabungen und nicht zwingend in der Regierung zu platzieren.

Das hat der «Blick» aber nicht zu Herzen genommen, sondern die Biederkeit aus dem Luzerner Hinterland erkoren; ein recht(s)schaffender Schweizer Mann mit Familie und eigentlich so, wie Blocher ihn nicht haben möchte, durchschnittlich und bieder, eher motzend wie weiland der abgesetzte Bundesrat in seinen Auftritten.

Der 40-jährige Roland Mahler betreibt sein eigenes Transportunternehmen im Entlebuch im Kanton Luzern und lebt und liebt das gemeinschaftliche Anpacken. Er habe die Wahl zum achten Bundesrat gewonnen, liess der «Blick» am Wochenende in Zürich verlauten, jedoch ohne ein Wahlresultat zu nennen. «Er konnte sich in der Finalrunde gegen die anderen Kandidaten durchsetzen und wird sich im August und September 2014 als achter Bundesrat und Vorsteher des Departements für das Volk für eine bessere Schweiz einsetzen.»

Interessant, dass die Bundesräte in einer Finalrunde wie beim Tennis oder Fussball erkoren werden. So stellt sich vermutlich auch die Blocher-Partei die direkten Regierungswahlen vor. Doch fragt der Klein Report sich, wer macht für 50 000 Franken, die Ringier spendet, nicht mit, einen guten Monat «Bundesrat für das Volk» zu spielen.

Ein Team aus Beratern (vermutlich sind auch die Herren Blocher, Mörgeli und Amstutz dabei) und Journalisten bereitet den achten Bundesrat ab dem 1. August 2014 während zwei Wochen auf seine Amtszeit vor. Vom Rhetorikkurs über den Style-Check bis zum Medientraining lernt der achte Bundesrat alles, was es braucht, um ein guter achter Bundesrat des Schweizer Volks zu sein, teilt Ringier zur PR-Aktion weiter mit.

Als Beobachter kann man dazu nur festhalten, ob eventuell der Bock zum Gärtner gemacht werden soll, wie das Sprichwort meint. Also mit Biederkeit und Inkompetenz sollen unsere Politikerinnen und Politiker beschlagen sein, wird da offenbar impliziert.