Der brombeerrote Button am linken Rand des neuen Fun-Portals von Ringier ist nur noch pure Nostalgie. Ein Retrobutton sozusagen. Icon hin oder her: Der «Blick am Abend» ist tot.
Am 21. Dezember 2018 erschien nicht nur die letzte gedruckte Ausgabe des netten Gratisboulevard-Blatts für den Heimweg, sondern auch der Titel «Blick am Abend» ist Makulatur. Zwar folgen die allermeisten Zürcher Journalisten unkritisch dem Narrativ, dass «Blick am Abend» nur ein neues Gesicht habe.
Dies ist etwa so, wie wenn ein Ehemann eines Tages seine 30 Jahre jüngere Freundin heimschleppt und den Kindern sagt: «Euer altes Mami wird nie mehr nach Hause kommen. Doch dafür hat euer Mami ab heute ein neues Gesicht!»
Das Fun-Portal ist kein News-Portal mehr. Es will nur noch die Jungen von morgens bis abends unterhalten. Büsi-Memes, Trump-Hair, Listicles, Wettbewerbe und Trends machen aus dem «News Paper», das einmal «Blick am Abend» hiess, ein Wisch- und Click-Potpourri.
Die Netzadresse von «Blick am Abend» weist dem «Brombeeri» der Ringier-Gruppe zwar noch ein digitales Icon zu, doch let `s face it: Das Blatt wird nicht einfach nur nicht mehr gedruckt. Es ist verschwunden. Weg. Unauffindbar.
Nach dem 21. Dezember erinnert nichts mehr daran, dass es über zehn Jahre einmal täglich eine Pendlerzeitung gab, die für den Heimweg nochmals die wichtigsten News zusammenfasste und mit Kolumnen glänzte, die meist mehr punkteten als die übrige Meinungsware. Von den bisherigen Kolumnisten überlebt nur Yaël Meier (18) den Papiertod. Die Schauspielerin und viele andere Frauen unter 30 scheinen der neuen Ringier-Insta-Plattform künftig die Stories zu liefern.
Chefredaktorin von «Blick am Abend» bleibt Katia Murmann, die das neue Portal stark prägt. Der Klein Report ist gespannt, wie lange sich der Name «Blick am Abend» für einen Rund-um-die-Uhr-Service mit Kategorien «Good News, Super, Jöö, Funny, Fail, Krass, Trending, Word» noch halten kann.