Zum 41. Mal trafen sich Medien, Politik, Unternehmen aus dem Raum Schaffhausen zum traditionellen Bleigiessen im Stadttheater. Ob es wohl an der bitterer Kälte lag, dass kaum prominente Gesichter aus der Restschweiz zu entdecken waren?
Die Begrüssung des Chefredaktors der «Schaffhauser Nachrichten», Robin Blanck, die speziell an die Honoratioren aus Medien und Politik gerichtet war, fiel denn auch entsprechend kurz aus. Überhaupt hielt der «Chef», wie er auf der Bühne von den Moderatoren gerne genannt wurde, eine ziemlich launige Rede.
Alle bekamen ihr Fett ab: Die Imagekampagne für Schaffhausen, deren Slogan «Schaffhausen – einfach mehr leben» im Blatt auch schon «austauschbar und langweilig genannt» wurde, ebenso wie die angeblich viel zu hohen Steueransätze der Region.
Was die «Schaffhauser Nachrichten» (SN) betraf, betonte der Chefredaktor die Unabhängigkeit des Blatts so oft, dass es schon fast verdächtig war und sich mancher im Saal fragte, ob denn nicht doch hinter den Kulissen irgendwelche Kooperationen oder gar Fusionsgespräche mit den Medienhäusern aus Zürich und Aarau geführt wurden. Apropos Grösse: Anwesend war auch der Verleger Hanspeter Lebrument, wie immer, wenn es um Regionenförderung geht.
Robin Blanck, der als einer der wenigen Chefredaktoren der Schweiz noch über keinen eigenen Wikipedia-Eintrag verfügt, hatte doch noch Erfreuliches zu vermelden und ein Selbstlob anzubringen. Die «Verordnung über das Öffentlichkeitsprinzip» vermochten die «Schaffhauser Nachrichten» mit grosser regionaler und überregionaler Mediensolidarität letztes Jahr mit einem Referendum zu «bodigen».
Das für die Medien restriktive Gesetz machte schweizweit kaum Schlagzeilen, obwohl es die Pressefreiheit und Kontrolle der Vierten Gewalt in Schaffhausen massiv eingeschränkt hätte. Dies lag auch daran, dass ausgerechnet die SRG sich nicht für die Medienfreiheit engagierte, sondern es vorzog, zu schweigen. Angesichts der Tragweite und Bedeutung des Öffentlichkeitsprinzips ein eigentlicher Skandal, wie Robin Blanck dies in seiner Rede denn auch sehr pointiert durchscheinen liess. Die Medien in Schaffhausen waren gegen den Angriff von oben also 2018 sehr gut gerüstet: Es ist zu hoffen, dass das Verständnis vieler Journalisten - nicht nur in Schaffhausen - für Meinungs- und Recherchefreiheit auch im neuen Jahr anhalten wird.
Nach dieser Einführung konnte sich das Publikum dann mit Bleigiessen, Orakeln und lokaler Schaffhausen-Prominenz im Stadttheater unterhalten lassen. Unter den Bühnengästen stach besonders der neue Spitaldirektor von Schaffhausen heraus, der neben dem 270-Millionen-Spitalneubau zum Erstaunen des Publikums im Jahr 2019 auch noch seine Dissertation zu Ende bringen will. «Das ist Schaffhausen», meinte der Moderator listig. «Wir finanzieren einem Doktoranden ein 270-Millionen-Projekt».
Der Verwaltungsratspräsident Gerold Bührer verabschiedete das Publikum mit der wichtigsten Mitteilung, dass das Redesign 2018 der SN beim Publikum auf grossen Zuspruch gestossen sei: Der Rekord von 1000 neuen Schnupperabonnementen sei doch ein schöner Erfolg.
Im Gegensatz zu früheren Jahren, wo das Networking zwischen Banken, Unternehmen, überregionalen Mediennetzwerken noch rege gepflegt wurde, löste sich der Neujahrsapéro relativ früh wieder auf.
Nicht klar war, ob es an der Kälte lag oder daran, dass nach dem Tod des charismatischen Networkers und «Schaffhauser-Nachrichten»-Chefs Norbert Neininger dieser Schaffhauser Medienanlass enorm an Glamour, Glanz und Relevanz vermissen lässt.