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Donnerstag
27.12.2018

Medien / Publizistik

Bistum-Essen-Weihnachtsvideo-weihnachten

Ein neuer Klick- und Like-Renner in den sozialen Medien: Eine äusserst kurz berockte junge Dame spielt in einem dreiminütigen Werbe-Video eine Kirchen-Stewardess.

Im Mittelgang der neogotischen Kirche im Bistum Essen erklärt sie die «Sicherheitsvorkehrungen» für den Gottesdienst. Mit sanfter Stimme, hingehaucht wie in einem klassischen Softporno-Movie, erklärt sie, dass die Gottesdienstdauer mit 65 Minuten vorberechnet ist, und dass es Sauerstoffmasken für den Weihraucheinsatz und Schwimmwesten gegen die Tränenflut bei «Stille Nacht, Heilige Nacht» gäbe.

«Pastor Brinkmann und die ganze Besatzung freuen sich auf Sie», meint die Schauspielerin in dem teilweise auch lustig und sehr professionell gemachten Video zur Bewerbung der über 1000 Weihnachtsgottesdienste im Bistum Essen, wie es am Ende des Videos heisst.

Was gut gemeint, ist oft das Gegenteil von gut. An Weihnachten sind die Kirchen normalerweise einigermassen gut besetzt. Die Leute gehen in die Messe, besinnen sich auf Tradition und Stille – da braucht es wirklich keine PR-Stunts, die Jesus Christus als lustige Reise, angenehm gemacht durch eine hübsche, sexy Stewardess, die immerhin keine High Heels trägt, verkaufen.

1914 sangen die britischen und deutschen Soldaten über die Schützengräben hinweg: Stille Nacht, holy night. Wenn schon ein Weinachtsvideo, dann wäre so etwas angemessener gewesen.

Für den Klein Report ist etwas Runterfahren im PR- und Werbedschungel angesagt. Denn: Die Katholische Kirche befindet sich in diesen Tagen in einem weiteren Missbrauchs- und Gewaltskandal. Werbung zum Weihnachtsfliegen ist angesichts dessen ein brutaler Absturz in übelste Peinlichkeit.