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Montag
16.09.2019

Medien / Publizistik

Jonas Fricker bei seiner unglüclichen Rede

Jonas Fricker bei seiner unglüclichen Rede

In einem Bericht über den Holocaust-Vergleich des zurückgetretenen grünen Nationalrats Jonas Frickers im September 2017 zitierte der «Blick» auch SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel. Dieser hatte die Vereinsmitglieder von Ecopop als «Birkenstock-Rassisten» bezeichnete. Ecopop fühlte sich verunglimpft, zu unrecht findet der Presserat.

«Grüner Nationalrat vergleicht Juden mit Schweinen», titelte der «Blick» Ende September 2017. In dem Artikel hiess es, Nationalrat Jonas Fricker habe für die Fairfood-Initiative weibeln wollen und gesagt, als er das letzte Mal eine Doku über Schweinetransporte gesehen habe, seien ihm Bilder der Massendeportation nach Auschwitz aus dem Film «Schindlers Liste» in den Sinn gekommen.

Die Menschen, die dort deportiert worden seien, hätten eine kleine Chance gehabt zu überleben, habe Jonas Fricker gesagt. Die Schweine führen in den sicheren Tod. Wenige Tage nach diesem Vergleich trat der grüne Nationalrat bekanntlich zurück.

Zudem steht im «Blick»-Artikel, dass «der Verein Ecopop die Ökologie als Mäntelchen für ein rassistisches Volksbegehren benutzt» habe. SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel habe die Ecopop-Mitglieder damals als «Birkenstock-Rassisten» bezeichnet. Auch Ecopop-Chef Andreas Thommen sei früher Mitglied der Aargauer Grünen gewesen. Büchel sagte dazu: «Offenbar wächst das Grüne im Aargau auf braunem Boden.»

Die «Blick»-Berichterstattung stiess bei Ecopop sauer auf. Der Verein stand hinter der 2014 abgelehnten «Überbevölkerungs»-Initiative, die die jährliche Zuwanderung auf 0,2 Prozent begrenzen wollte. Vereinspräsident Roland Schmutz beschwerte sich beim Presserat, dass der Geschäftsführer Andreas Thommen arg verunglimpft worden sei. Der Begriff «brauner Boden» unterstelle, dass Thommen sich in seiner Weltsicht auf Nazi-Gedanken beziehe, was falsch sei.

Mit dem publizierten historischen Foto, auf dem Juden dargestellt sind, die zusammengedrängt vor Eisenbahnwaggons stehen, werde eine bewusste Assoziation zwischen Ecopop und den Verbrechen des Nazi-Regimes geschaffen, so ein paar der Beschwerdepunkte von Ecopop.

Es könne keine Rede davon sein, dass die Ecopop-Vertreter als «Nazisympathisanten» bezeichnet worden seien, reagierte das Boulevardblatt auf die Beschwerde. Der Rassismus-Vorwurf werde lediglich in Form der «als zulässig erkannten» Bezeichnung «Birkenstock-Rassist» erhoben und sei in seinem politischen Kontext in Ordnung.

So sieht es auch der Presserat: Der «Blick» habe genügend deutlich gemacht, dass es sich beim «Birkenstock-Rassisten» und dem «braunen Boden» um Zitate von Nationalrat Roland Rino Büchel gehandelt hat. Und das diese im Zusammenhang mit Jonas Frickers unglücklicher Rede zitiert worden seien.

Und auch das Abdrucken des Holocaust-Fotos war für den Presserat in Ordnung. Symbolbilder, also Bilder, die keinen direkten Zusammenhang mit dem Textinhalt haben, müssen laut den Richtlinien, die den Berufskodex ergänzen, klar als solche erkennbar sein. 

Bei dem veröffentlichten Foto habe der «Blick» deutlich gemacht, dass es sich um ein Symbolbild handelt, so der Presserat. Und auch, dass es sich auf Jonas Frickers Vergleich von Viehtransporten und Massendeportationen bezieht. «Ein direkter Zusammenhang mit dem Verein Ecopop ist nicht ersichtlich», schreibt der Presserat in seiner Stellungnahme.

Der Presserat hat die Beschwerde von Ecopop in allen Punkten abgewiesen.