Content:

Donnerstag
17.06.2010

Der neue Billag-Direktor Ewout Kea hat am Mittwoch in einem ausführlichen Interview mit der Freiburger Tageszeitung «La Liberté» erklärt, dass die rückwirkende Gebühreneintreibung bei Unternehmen nach wie vor auf Eis gelegt ist. Die Billag befolge damit weiterhin eine Anordnung, die das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) im März erteilt hat. «Wir haben in dieser Angelegenheit noch keine präzisen Anweisungen erhalten. Im Moment befinden wir uns in einer Grauzone. In den nächsten Tagen erwarten wir einen Bescheid», erklärte Ewout Kea.

Der Billag-Direktor versuchte im Gespräch mit der «La Liberté»-Journalistin Linda Bourget aufzuzeigen, wie unangenehm die Situation für die Billag ist. «Ungefähr 2500 Dossiers sind blockiert», sagte er.

Auslöser für die unklare Gebührensituation ist ein Streit zwischen der Billag und dem Schweizerischen Gewerbeverband (sgv). Dieser hatte sich über Billag-Briefe geärgert, in denen KMUs aufgefordert worden waren, die in Geschäftsräumen und Firmenautos installierten Kommunikationsgeräte anzumelden. Als Reaktion auf die Billag-Schreiben hat der Schweizerische Gewerbeverband seit Februar mehrere Musterbriefe auf seiner Homepage aufgeschaltet. Mit den Briefvorlagen «Abmeldung bei der Billag», «Reaktion auf Massenbriefe der Billag» und «Generelles Hausverbot» sollen sich Unternehmer gegen die Erhebung der Billag-Gebühren wehren.

Ewout Kea erklärte gegenüber der Zeitung, wie viele Musterbriefe die Billag mittlerweile erhalten hat. «Ungefähr 370. Wir haben sie zur Kenntnis genommen und den Unternehmen keine Rechnung geschickt», so Kea. Allerdings seien die Unternehmen darauf hingewiesen worden, dass Empfangsgebühren bis zu fünf Jahre rückwirkend eingetrieben werden könnten.

Sorgen machen muss sich der Billag-Direktor auch, wie lange das Unternehmen überhaupt noch das Inkasso der Rundfunkgebühren ausführen darf. Der Vertrag mit dem Bund läuft 2014 aus. «Dieses Mandat zu verlängern, hat für mich erste Priorität», erklärte er im Interview. Die beste Art, sich auf die Auftragsvergabe vorzubereiten, sei es, künftig noch besser zu machen, was man heute schon gut mache. Ein wichtiger Punkt betreffe die Rechnungsstellung. «Heute zahlt ein Drittel unserer Kunden seine Rechnungen auf der Post ein. Das wird in zehn Jahren nicht mehr der Fall sein. Wir müssen uns auf neue Zahlungsarten vorbereiten.»

Ewout Kea ist seit dem 1. April Billag-Direktor. Zuvor war er bei der Billag-Muttergesellschaft Swisscom für das Risiko-Management und das interne Kontrollsystem (IKS) verantwortlich und setzte sich dabei vertieft mit allen Konzern-Tochtergesellschaften auseinander. Kea ist am Firmenstandort Freiburg aufgewachsen und hat dort die Schulen absolviert.