«Walk the talk», lautet eine Regel für Führungskräfte. Frei übersetzt könnte der Rat heissen, man soll nicht Wasser predigen und dann Wein trinken.
Eine solche Missachtung der eigenen Vorsätze ist jetzt der spanischen Gleichstellungsministerin passiert. Diese wollte Frauen Mut machen, den Sommer unbeschwert am Strand zu geniessen. Frauen sollten zu ihrem Körper stehen, auch wenn er nicht perfekt ist. Allerdings hat die Anwältin für die Rechte der Frauen nicht respektiert, wem ein Körper wirklich gehört. Doch der Reihe nach.
«Der Sommer ist für alle da», steht auf dem Plakat der Kampagne, das fünf Frauen am Meer zeigt. Das Bild wurde zu einem medialen Fiasko.
Nicht etwa, weil die Frauen nicht normschlank sind. Eine ist unrasiert, eine andere trägt kein Oberteil und hat eine vernarbte Brust nach einer Mastektomie. Gestaltet hat das Plakat die Künstlerin Arte Mapache. Sie meint zu ihrem Poster, dieses zeige «echte und unterschiedliche Frauen». Damit wolle das zuständige Institut «Stereotype» und «ästhetische Gewalt gegen unsere Körper» bekämpfen.
Dumm nur, dass die abgebildeten Models nichts von ihrem Glück wussten.
Sie habe «vor Wut gezittert», als Freunde sie darauf aufmerksam machten, schrieb das britische Model Sian Green-Lord auf Instagram. Nach einem Unfall war ihr ein Bein amputiert worden. Ohne die Rechte dafür einzuholen, nutzte Arte Mapache ein im Internet veröffentlichtes Bild der Amputierten im Bikini als Vorbild für die liegende Frau auf dem Plakat. Die Prothese wurde von der Künstlerin per Photoshop allerdings wieder mit einem echten Bein ersetzt. Gefragt waren nur der kesse Blick und die Pose.
Inzwischen melden sich weitere «Missbrauchsopfer». Eine Frau, der in Wirklichkeit zwei Brüste abgenommen werden mussten, hat auf dem künstlerisch gestalteten Bild jetzt plötzlich wenigstens noch eine Brust. Sonst stimmt genug, dass sie sich wiedererkennen konnte. «Die spanische Regierung hat mein Bild ohne Erlaubnis verwendet», beschwerte sich deshalb auch Nyome Nicholas-Williams, ein bekanntes Plus-Size-Model, auf Instagram.
Das sei respektlos und zeige, dass Frauen ihre eigenen Körper noch immer nicht gehörten. Auch eine britische Fotografin beklagte sich darüber, dass ihre mit Copyright geschützten Aufnahmen ungefragt genutzt wurden.
Inzwischen hat sich das Frauen-Institut und das Ministerium entschuldigt. Poster und Informationen über die Initiative sind mittlerweile von ihren Websites verschwunden.
Die Künstlerin Arte Mapache bemüht sich gemäss Bericht in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» nachträglich um die Rechte und will das Honorar in Höhe von 5000 Euro mit den Frauen teilen.