Zunehmend elaboriertere Hard- und Softwaretechnologien ermöglichen die Sammlung und die Analyse von Datenmengen in nie dagewesenem Umfang. Diese «Big Data» können unser tägliches Leben verbessern. Allerdings nur, solange sie «verantwortungsvoll genutzt werden».
Zu diesem Schluss kommt das Nationale Forschungsprogramm «Big Data» des Schweizerischen Nationalfonds.
Gleichzeitig sei «Big Data» eine Herausforderung für demokratische Prozesse, Gleichbehandlung, Fairness oder das Recht auf Anonymität im öffentlichen Raum. Dies erklärten die Verantwortlichen des Forschungsprogramms am Donnerstag vor den Medien in Bern.
«Ein modernes Spital in der Schweiz produziert monatlich ein Petabyte an Daten.» Das entspricht einer Milliarde Bücher. «Zum Vergleich: Die grösste Bibliothek der Welt, die British Library, führt etwa zehn Millionen Bücher», erklärte Friedrich Eisenbrand, Mathematikprofessor an der eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne, an der Medienkonferenz.
Von 2015 bis 2022 haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in 37 Forschungsprojekten verschiedene Aspekte dieser Technologien untersucht.
«Eine Versicherung könnte heute beispielsweise mit Big Data genaue Risikoanalysen machen und individuelle Policen erstellen», so Eisenbrand. Dies gefährde das Solidaritätsprinzip.
Zudem können aus Alltagsdaten sensible Informationen über Personen gewonnen werden. So könnte eine Supermarktkette aus dem veränderten Einkaufsverhalten einer Kundin schliessen, dass sie schwanger ist, oder aus Bewegungsdaten, ob eine Person an Depressionen leidet.
«Big Data» biete aber auch grosses Potenzial. Insbesondere in der Gesundheitsversorgung, der Mobilität, der Energieeffizienz oder der Informationsbereitstellung. Im Rahmen des Forschungsprogramms sind beispielsweise Prototypen zur Überwachung des Gesundheitszustands von Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation entstanden, die auch Vorhersagen über den Zustand von Patientinnen und Patienten ermöglichten.
Weiter könne «Big Data» beispielsweise zur automatischen Erkennung von Überschwemmungen eingesetzt werden, oder zur Optimierung des öffentlichen und privaten Verkehrs.
«Die Schweiz könnte dabei als innovatives und global vernetztes Land eine wichtige Rolle spielen», sagte Mira Burri, Professorin für Internationales Wirtschaftsrecht an der Universität Luzern. Dank der zahlreichen internationalen Organisationen, mit Sitz in der Schweiz, befinde sich das Land in einer einzigartigen Position, um die Harmonisierung der transnational ausgerichteten Institutionen zu unterstützen.