Die Kantonspolizei Zürich, Adrien de Werra, Chef des «Dienstes für besondere Aufgaben» (DBA) in Moritz Leuenbergers Uvek, das St. Galler Unternehmen Q-Sys und der so genannte «Club de Berne» sind am Dienstagabend im Casino Winterthur mit dem «Big Brother»-Award ausgezeichnet worden. Dieser Preis wird jedes Jahr in den fünf Kategorien Staat, Business, Kommunikation, Lebenswerk und Winkelried an Behörden und Privatpersonen verteilt, die im laufenden Jahr wegen Datenschutzverletzungen in die Schlagzeilen geraten sind. Die elfköpfige Jury besteht aus SP-Nationalrat und Gewerkschaftsbund-Präsident Paul Rechsteiner, der Zürcher Gleichstellungsbeauftragten Dore Heim, dem «NZZ-Folio»-Redaktionsleiter Daniel Weber, Matthias Nast von der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) sowie weiteren Journalistinnen und Journalisten sowie Politikerinnen und Politikern.
In der Kategorie Staat wurde die Kantonspolizei Zürich für ihren «laxen Umgang mit der von T-Systems Schweiz entwickelten Fahndungsdatenbank `Joufara II` ausgezeichnet», wie Branchendienst Heise am Dienstag schrieb. In der Kategorie Business ging der Pokal an das St. Galler Unternehmen Q-Sys, deren Software RAI die Erfassung und Auswertung von teils intimen Patientendaten erlaube. Als grösster helvetischer Kommunikations-Schnüffler gilt de Werra vom DBA, der bei der legalen Telekommunikationsüberwachung als Schnittstelle zwischen Untersuchungsbehörden und den Dienstanbietern fungiert. De Werra habe sich verschiedentlich dafür stark gemacht, die Überwachungsbefugnisse auszuweiten und die erst Anfang des Jahres in Kraft getretene Gesetzgebung bereits zu revidieren. Der Lebenswerk-Award ging an den «Club de Berne», angeblich eine Plattform, die seit über dreissig Jahren von den Geheimdiensten Europas zum Informationsaustausch genutzt wird.
Neben den vier Negativ-Preisen wurde auch der «Winkelried»-Award für «lobenswerten Widerstand gegen Überwachung und Kontrolle» überreicht. Er ging an den Entwickler der «4Q Card». Diese Karte vereint sowohl Migros Cumulus- wie Coops Supercard. Alle Punkte, die bei den Einkäufen mit dieser 4Q-Karte gesammelt werden, werdem dem kollektiven Konto des Pseudonyms «Bert Setzer» gutgeschrieben. Somit kann der einzelne Benutzer der 4Q-Karte von günstigen Supercard-Angeboten profitieren, andererseits bleibt er anonym. Die Initianten der 4Q Card machen damit auf humorvolle Weise auf das Problem der zunehmenden Datensammlung aufmerksam. Alles zu Awards: http://www.bigbrotherawards.ch
Dienstag
29.10.2002