Nicht einig mit der Meinung von Bill Gates, der das Geschäft mit NFT-Produkten ein Business «für die Affen» nennt, ist man beim Familienunternehmen Beyer Chronometrie in Zürich.
Nach 262 Jahren traditionellem Uhrmacherhandwerk will das Unternehmen jetzt «innovatives Neuland» beschreiten. Zusammen mit FTSY8 Fictional Studio, einem Brand der digitalen Kreativagentur Sir Mary, lancierte das renommierte Zürcher Uhrengeschäft an der Bahnhofstrasse eine einzigartige NFT-Kollektion, «die weltweit ihresgleichen sucht», wie es heisst.
Designer aus unterschiedlichen Disziplinen haben die klassischen Uhren mit ihrem individuellen Blick neu interpretiert und «die physischen Grenzen der Uhrenmacherkunst bewusst verschoben», heisst es in einer Mitteilung.
Die Kreativen liessen sie sich von der Mode-, der Gaming- und der virtuellen Welt inspirieren und schufen faszinierende, fantasievoll verspielte Unikate. Konkreter formuliert: «Non-Fungible Tokens»-Uhren. Eine solche, in der digitalen Welt einmalige NFT-Uhr kostet 950 Dollar. Angeboten werden rund 380 Exemplare von insgesamt 30 Modellen.
Die ersten 100 Uhren waren «nach sieben Minuten ausverkauft», wie Beyer mitgeteilt hat. Der nächste öffentliche Drop findet am 29. Juni statt.
Beim Verkauf der NFT-Kollektion wurde Wert darauf gelegt, nicht nur eine Krypto-affine Zielgruppe anzusprechen. «Vielmehr sollten auch technisch weniger versierte Uhrenfans und Neugierige die virtuellen Uhren kaufen können.»
Deshalb konnte die erste, limitierte Edition mit NFT-Uhren sowohl «via Metamask Wallet gemintet und mit Ethereum bezahlt» als auch einfach per Kreditkarte erworben werden, wie es bei Beyer heisst. Der «virtuelle Pionier der Schweizer Uhrmacherkunst» hat es mit seiner Idee bis an das World Economic Forum nach Davos gebracht, wo das Projekt im House of Switzerland vorgestellt wurde.
Unter den Künstlern und Designern der virtuellen Uhren befinden sich prominente Namen. Simon Husslein, Professor für Interior Architecture an der Hochschule für Kunst und Design in Genf, hat bereits Uhren für Marken wie Braun, Nomos Glashütte und Ventura entworfen. Der «Shoe Guy» genannte Niklaus Hodel entwickelt Schuhe und Sneakers für die Modehäuser Louis Vuitton, Givenchy oder Maison Margiela.
René Beyer, CEO und Inhaber von Beyer Chronometrie AG, sagt: «Nur weil wir das Uhrenbusiness erfunden haben, ruhen wir uns nicht darauf aus. Wir sind seit 1760 auf der Suche, wie wir Tradition und Vision miteinander verbinden können. Mit der NFT-Uhrenkollektion ist dies wieder einmal schön gelungen.»
Der Klein Report fragt sich, wer die Zeichen der Zeit präziser voraussehen kann: Der Uhrmacher-Futurist René Beyer oder der IT-Veteran Bill Gates?