Die Westschweizer Verleger sind offenbar bereit, über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für Journalisten zu verhandeln, wie deren Präsidentin und Direktorin der Zeitung «Le Temps», Valérie Boagno, gegenüber den Gewerkschaften mitteilte. Sie appellierte aber an die Verbände, keine forschen Aktionen anzustreben.
Im Bahnhof Lausanne protestierten am Freitag 150 Westschweizer Journalistinnen und Journalisten von Tamedia gegen das 34-Millionen-Sparprogramm, wie ihre Kolleginnen und Kollegen in Zürich. Sie verabschiedeten eine Delegation an die Tamedia-GV nach Zürich.
Die Westschweizer Verleger hatten den GAV im Dezember gekündigt. Dieser läuft noch bis Ende 2013. Als Kündigungsgrund hatten die Verleger von Médias Suisse, dem Westschweizer Ableger vom Verband Schweizer Medien, Einnahmeneinbussen aus der Werbung sowie weniger Abo-Verkaufserlöse angegeben. Ein Problem um die GAV-Verhandlungen sind die Mindestlöhne, die gemäss Journalistenverbänden weniger hoch seien als bei vergleichbaren Berufen.
Zu den Journalistenprotesten gegen den Medienkonzern Tamedia äusserte sich Valérie Boagno nicht. Die «Le Temps»-Chefin gab aber ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Identität und Kultur der Romandie auch in der Medienwelt gewahrt werden kann.