Wenn östlich von Bern Politiker zurücktreten, Stars für Aufsehen sorgen, Sportler Rekorde brechen und Dorfskandale schockieren, vermeldet dies meist zuerst das Internetportal Bern-Ost. Längst hat sich die Berner Landbevölkerung daran gewöhnt, dass die Stadtberner Bezahlmedien «Berner Zeitung» und «Der Bund» abdrucken, was tags zu vor bereist kostenlos auf www.bern-ost.ch zu lesen war.
Die regelmässigen Primeure zahlen sich aus. «Wir haben jeden Monat 430 000 Visits, pro Tag werden werden die einzelnen Rubriken insgesamt 25 000 Mal angeklickt», sagte der Bern-Ost-Redaktor Res Reinhard am Donnerstag gegenüber dem Klein Report.
Das in Worb ansässige Internetportal Bern-Ost berichtet umfassend über den Dorfalltag in 33 Berner Vorortsgemeinden. «Wir schalten regionale Meldungen der Presse, Mitteilungen der Polizei, der Feuerwehren, der Parteien, der Vereine und der Gemeinden sowie Exklusiv-Artikel unserer Redaktion auf», erklärte der Bern-Ost-Redaktor Res Reinhard. Privatpersonen und Gewerbetreibende haben die Möglichkeit, das Internetportal in verschiedenen Rubriken mit eigenen Beiträgen zu beleben. Die Rubriken «Inserate», «Veranstaltungen», «Gewerbe», «Organisationen», «Freizeit/Kultur/Sport» und «Grüsse & Wünsche» stehen allen Interessierten kostenlos zur Verfügung. Einzige Voraussetzung: ein direkter Bezug zur Region Bern-Ost.
«Bei unserem Internetportal kostet nur die Bannerwerbung. Und das ist schon seit dem Start vor zehn Jahren so», sagte Res Reinhard dem Klein Report. Das Internetportal kann sich die Grosszügigkeit leisten, profitiert es doch bis heute von einer Bankenpleite, welche die Region Anfang der Neunzigerjahre erschüttert hat. 1992 musste die 1829 gegründete Ersparniskasse von Konolfingen (EvK) ihre Geschäftstätigkeit einstellen, die Bankgeschäfte übernahm die UBS. Die verbliebenen Aktiven der EvK wurden in eine konventionelle Vermögensverwaltung umgewandelt, für welche bis heute die Genossenschaft EvK zuständig ist.
Mit den Beiträgen, welche die Genossenschaft aus der Anlage ihres Vermögens erwirtschaftet, muss sie gemäss Statuten innovative und zukunftsweisende Projekte aus der Region unterstützen. Das Prestigeprojekt schlechthin ist dabei das Internetportal Bern-Ost, dass ohne die Zinserträge der einstigen Bank nicht finanzierbar wäre. «Dieses Finanzierungsmodell ist einzigartig in der Schweiz», sagt Res Reinhard.
Seinen Sitz hat Bern-Ost in der Berner Vorortsgemeinde Worb. Das Bern-Ost-Mediencenter umfasst neben den Redaktionsräumen auch ein (Internet-)Café und ein Fotostudio. Bekanntester Name des insgesamt achtköpfigen Teams ist Martin Christen. Er war Inland- und Nachrichtenchef bei Radio DRS. Heute ist er Redaktionsleiter der Lokalzeitung «Worber Post» und schreibt regelmässig exklusive Dorfgeschichten für Bern-Ost. Mit seinem nach wie vor hohen journalistischen Anspruch motiviert er das Team, selber immer wieder mit Primeuren zu überraschen.
«Wir sind näher dran an der Bevölkerung als die Stadtberner Zeitungen», ist Res Reinhard im Gespräch mit dem Klein Report überzeugt. «Ich höre oft am Stammtisch Neuigkeiten, die ich zu einer spannenden Geschichte ausbauen kann.» Wobei die Authentizität stets wichtiger ist als die möglichst knackige Schlagzeile. «Wer uns eine Neuigkeit anvertraut, kann sicher sein, dass wir sie richtig wiedergeben. Wir wollen nicht um jeden Preis die Schnellsten sein, sondern in aller Ruhe recherchieren», erklärte Reinhard. «Man vertraut uns seit zehn Jahren. Dieses Vertrauen wollen wir nicht aufs Spiel setzen.»
Längst darf das achtköpfige Team sein Wissen auch in andere Internetprojekte einbringen. «Wir betreuen heute nebst Bern-Ost rund 20 weitere Websites redaktionell. Bei fünf davon handelt es sich um Internetauftritte politischer Gemeinden», so Res Reinhard. Was allerdings nicht bedeute, dass man jenen Dorfpolitikern nicht minder kritisch auf die Finger schaue.
Geografisch darf Bern-Ost aber nicht wachsen. Grund: Die Verwalter des Bankvermögens wollen nur für Projekte zahlen, die das ehemalige Tätigkeitsgebiet der Ersparniskasse von Konolfingen betreffen. «Deshalb berichtet unser Internetportal auch in Zukunft ausschliesslich über die Dörfer des ehemaligen Amtsbezirks Konolfingen sowie über die Gemeinden Bolligen, Stettlen und Vechigen», sagte er. Das Expansionsverbot ist für Reinhard kein Problem. «Unsere Aufgabe ist es, jeden Tag ein Topangebot für die Bern-Ost-Region zu erstellen. Wir können uns sicher noch weiter steigern», so Reinhard.
Freitag
04.06.2010



