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Freitag
16.09.2011

Ein bislang noch namenloses Onlineportal des Vereins Berner Onlinemedien (BOM) will ab nächstem Frühjahr von einem neuen Blickwinkel aus über das Politik- und Kulturgeschehen sowie über den allgemeinen Alltag der Stadt Bern berichten. Der Klein Report sprach am Donnerstag mit der Journalistin Magdalena Schindler, die im BOM-Vorstand sitzt, darüber, warum der Verein auf Hintergrundberichterstattung statt ein Newsportal-Konzept setzt und ob es zu einer Zusammenarbeit mit dem Basler «TagesWoche»-Projekt kommen könnte.

«Selbstverständlich gibt es auf dem Platz Bern verschiedene Lokalzeitungen, die über Politik, Kultur und Alltag berichten. Aber wir wollen bewusst mit einem neuen Ansatz Themen angehen und für grössere Vielfalt sorgen», erklärte Magdalena Schindler, die selber fünf Jahre lang für die Tageszeitung «Der Bund» geschrieben hat. «Indem wir den Fokus ausschliesslich auf die Stadt Bern richten und als reines Onlinemedium operieren, eröffnen sich ganz neue Perspektiven und Möglichkeiten», so Schindler. Sie sei eine von mehreren Bernerinnen und Bernern, welche die Berichterstattung in den Berner Lokalmedien seit Längerem kritisch verfolgten. Im Herbst 2010 habe man zu einem «Grüppli» zusammengefunden und im Juli 2011 den Verein Berner Onlinemedien (BOM) gegründet.

Bei einem angestrebten Budget von rund einer halben Million Franken pro Jahr, mit der sich der Verein ein Redaktionsteam mit 300 Stellenprozenten leisten will, müsse man aber realistisch bleiben. «Pro Tag liegen ein bis zwei grössere Artikel drin. Wir werden kein Newsportal sein, dafür gibt es ja bereits das Newsnetz der Tamedia», erklärte Magdalena Schindler gegenüber dem Klein Report.

Der Verein Berner Onlinemedien plant einerseits die Zusammenarbeit mit etablierten und neuen Blogs sowie Foren zu Politik, Kultur, Sport und Alltag. Andererseits will man auch eine Zusammenarbeit mit grösseren Onlinemedien prüfen. «Erste Kontakte mit den Verantwortlichen der Basler `TagesWoche` haben stattgefunden, Konkretes lässt sich jedoch noch nicht sagen», so Schindler.

Zunächst müsse denn auch die Finanzfrage geklärt sein. Erst wenn sich 100 Medieninteressierte bis Ende Oktober bereit erklären, einen Startbeitrag von 500 Franken (oder mehr) zu leisten, wird das Projekt auch tatsächlich lanciert und ein detailliertes Konzept erstellt. «Bisher haben wir 36 Zusagen», sagt Schindler. «Je mehr Bernerinnen und Berner uns ihre Unterstützung zusichern, umso besser.» Dass sich in der Liste des Trägerkomitees bisher vor allem Prominenz aus dem links-grünen Lager findet wie SP-Nationalratskandidat Matthias Aebischer, die frühere Berner Regierungsstatthalterin Regula Mader, die grüne Stadträtin Aline Trede, der WOZ-Autor Fredi Lerch oder der Anti-SVP-Rapper Müslüm lasse gemäss Vorstandsmitglied Magdalena Schindler nicht darauf schliessen, dass es sich per se um eine linkes Medienprojekt handelt.

«Die Trägerschaft ist durchaus repräsentativ, aber weniger für ein politisches Spektrum, als vielmehr für das Interesse an journalistischer und kultureller Vielfalt in der Stadt Bern. Wir gehen eigentlich davon aus, dass wir in den nächsten Wochen auch Unterstützung in bürgerlichen Kreisen finden», sagte Schindler. Auch wenn man eine Online-Zeitung anstrebe, welche auch ökologisches und soziales Engagement ernst nimmt, werde man keine Parteipolitik betreiben. «Die Redaktion wird kritisch berichten und zur Abstützung ihrer Unabhängigkeit eine redaktionelle Charta erhalten», versicherte Magdalena Schindler dem Klein Report.

Wer das neue Projekt unterstützen will, kann sich über die Website des Vereins, berneronlinemedien.ch, für eine Mitgliedschaft in der Trägerschaft anmelden.